SARAH AND JULIAN – Birthmarks

Sarah And Julian - Birthmarks CD-Kritik

At this very moment
Worldwide
Two people die
Four people are born
And in the sky a shooting star
Three men have noticed

(Sarah and Julian – Falling)

Vorhang auf für das Debüt-Album ‘Birthmarks‘ des Geschwisterpaares Sarah and Julian. Die beiden musizierten bereits in Kindertagen, als sie sich die Instrumente des Vaters nach und nach eroberten. Doch dann trennten sich vorerst ihre Wege, bis sie letztendlich 2012 musikalisch zusammengefunden und festgestellt haben, wie gut sie sich ergänzen. Dies passierte bei einem Auftritt von Julian, wo Sarah ihren Bruder bei einigen Stücken begleitete. Und damit waren der Umzug nach Hamburg, und die gemeinsame Musikkarriere besiegelt.

Nicht nur diese Entstehungsgeschichte erinnert an die von Angus and Julia Stone, denn es springen weitere Parallelen ins Auge: Perfekte Harmonien, begünstigt durch den Zusammenklang zweier Stimmen, sanfte Töne und eine Zusammenarbeit, die wie ineinandergreifende Zahnräder zu funktionieren scheint. Während Sarah – die übrigens auch sämtliche Texte schreibt – eher poppigere Lieder komponiert, orientiert sich Julian am Folk; zwei Richtungen, die sie in ‘Birthmarks’ gekonnt vereinen.

Mayflies‘ schafft einen wunderbar frischen und lockeren Einstieg, bei dem es sich durch eingängige Melodien und einer gewissen Leichtfüßigkeit um wahres Ohrwurm-Material handelt. Er stammt übrigens aus Sarahs Feder. Eben diese spontan wirkende Leichtigkeit findet sich auch in den Lyrics wieder: Wie der Name verrät, handelt der Text von der Bewusstmachung der Vergänglichkeit des Menschen, welche in Relation zum Weltgeschehen letztendlich der einer Eintagsfliege gar nicht unähnlich ist. Die Töne bleiben einem durch ihre Eingängigkeit zwangsläufig im Ohr, ebenso wie die von ‘Elephants‘ und ‘Slow‘, welche dieselbe entspannte Atmosphäre schaffen.

Ein eher schwächerer Song hingegen ist ‘Yesterday I thought’. Eine Ballade, die nicht nur am Kitsch kratzt, sondern aufgrund von durchgängig gemeinsam gesungenen Parts, gepaart mit ruhig gespieltem Piano ein wenig an ein Walt Disney Duett erinnert. Dies wird aber direkt im Anschluss durch ‘Monsters‘ wett gemacht. Hier zeigen Sarah and Julian, dass sie es schaffen ruhige und zarte Klänge durch minimale Akzente in Szene zu setzen, sodass sie ganz und gar nicht langweilig oder kitschig, sondern einfühlsam und absolut stimmig klingen.

Das Album glänzt durch seine Einfachheit – nichts ist zu viel, nichts unnötig, jedes Lied hat seinen Platz und macht sich dort ganz wunderbar. Vermutlich rührt dies daher, dass die Platte über Jahre hinweg entstanden ist und die Musiker sich die Zeit genommen und gelassen haben, um die Lieder in sich und aufeinander abzustimmen. Und das merkt man der Platte an, denn wo Songs wie ‘Birds of a feather’ zärtlich und weich sind, machen ‘Cold wind‘ und ‘Slow’ Stimmung. Es resultiert ein ausgewogenes, abwechslungsreiches und vor allem gelungenes Album, das einen neugierig darauf macht, was es in Zukunft von Sarah and Julian zu hören geben wird.

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Sarah and Julian – Birthmarks
VÖ: 19. Februar 2016, PIAS
www.facebook.com/sarahandjulian

Sophia Sailer

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