DIE GEISELNAHME – Filmkritik

Sind sie sicher, dass sie nicht schießen? Nicht jeder mag Opern.

(Roxane Coss – Die Geiselnahme)

Es soll ein besonderer Abend werden, mit einigen geladenen Gästen und als Ehrengast und Hauptattraktion der begnadeten Sopranistin Roxane Coss (Julienne Moore). Das Privatkonzert für einen japanischen Industriellen (Ken Watanabe) soll auch dazu dienen, diesen davon zu überzeugen in die Gegend zu investieren und in dieser neue Jobs zu generieren. Doch der glanzvolle und feierliche Abend bekommt eine grauenhafte Wendung: Eine schwer bewaffnete Gruppe von maskierten Guerilla-Kämpfern nimmt die Abendgesellschaft brutal in Geiselhaft.

Diese vermuten den Präsidenten unter den Gästen und erhoffen ihre gefangengenommenen Liebsten mit der Geiselnahme befreien zu können. Da der Präsident aber aufgrund seiner Lieblingssendung nicht zum Konzert erschien, entwickelt sich eine lange Geduldsprobe für Geiseln und Geiselnehmer. In dieser Situation entstehen überraschende Sympathien und zwischen Gefangenen und Wärtern auch immer mehr Empathie, bis beide Seiten fast ihre Rollen in der Situation vergessen und die Gefahr, in der sie sich alle befinden.

Ein Film mit dem Titel Die Geiselnahme hört sich erstmal wie ein spannender Action-Kracher an – doch Regisseur Paul Weitz (American Pie, About a Boy) ist vielmehr am zwischenmenschlichen Aspekt bei der Adaption des Bestsellerromans Bel Canto von Ann Patchett interessiert, welcher das Geiseldrama in der japanischen Botschaft in Lima 1996 als Grundlage nahm. Somit gibt es auch keinen großen Spannungsbogen, sondern vielmehr verhaltene Annäherungen und Sympathien – wobei der Film teilweise durch die Zeitsprünge schwer nachvollziehbare Wendungen nimmt und dadurch leider auch nur an der Oberfläche der Charaktere kratzt. Somit bleibt Die Geiselnahme leider ein interessanter Versuch, der nicht vollends überzeugen kann und sehr viel mehr Drama als Thriller ist.

Bel Canto (USA 2018)
Regie: Paul Weitz
Darsteller: Julianne Moore, Ken Watanabe, Sebastian Koch, Christopher Lambert, Olek Krupa
Heimkino-VÖ: 22. Februar 2019, Universum Film GmbH


Dominik

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