BEAR’S DEN – Neues aus der Bärenhöhle

Bear’s Den sind zurück: Ihr drittes Studioalbum So That You Might Here Me erscheint dieser Tage. Wir haben uns mit Sänger Andrew Davie getroffen und mit ihm über Punk, Trauer und Federn gesprochen.

Wie weich ist so ein Bär eigentlich wirklich? Ist es tatsächlich so, dass man in die pelzigen, scheinbar behäbigen Riesen hineinsinken kann wie in eine von diesen Matratzen, die eigentlich ungesund sind für den Rücken? So ein Pelz muss doch Witterungen mitmachen und den Bärenkörper warm halten, wenn er ins kalte Wasser steigt. Fischfangen und so. Dürfte ja vielleicht alles viel borstiger sein, als es aussieht, könnte man meinen.

„Ich denke auch: Wir sollten mal ein Punk-Album machen!“ Andrew lacht. Borstiger Punk statt der warmen Umarmung, die man eigentlich immer fühlt – ganz egal welches Bear’s Den Album man gerade hört? Wohl eher nicht. Zumindest das dieser Tage erscheinende dritte Album aus der Bärenhöhle So That You Might Hear Me hält sich noch an den altbewährten Sound Bear’s Dens. Es ist kein Wunder, dass bei einem Konzert des Duos irgendwann am Abend, meistens bei der Zugabe, Agape gespielt wird – und das Stück seit der EP-Veröffentlichung 2013 immer noch wunderbar funktioniert. Es ist der Moment nachdem Bear’s Den ihre gitarrigen Herzgreifer-Songs vom ersten Album, ihre luftigen 80ies Nummern vom zweiten Album und ein paar klavierfokussiertere neuere Nummern gespielt haben und alle sich auf die Essenz der Band besinnen. Wenn alle sich zusammentun und die klangvolle Mehrstimmigkeit von Andrew und Kevin Jones mit eigener Vollkehligkeit garnieren „I don’t know who I aaaaaam without you!“

„Es ist nicht so, dass wir uns vornehmen, so oder so zu klingen. Wir schreiben Songs, kommen zusammen, arbeiten daran und dann wird daraus ein Album,“ erklärt Andrew. „Vor allem dieses Mal haben wir uns gar keine Regeln auferlegt. Wir wollten, dass alles eher fließt.“ Er erzählt, dass die neue Platte einer der persönlichsten ist. Er selbst sei durch so einige private Krisen gegangen und musste das alles verarbeiten. Bandkollege Kevin habe derweil seine Tatzen, ääähhh Hände eher auf Klaviertasten als an Gitarrensaiten gelegt. Und so ist sie entstanden. Die neue Platte mit der goldenen, zierlichen Feder auf dem Cover und den scheinbar handgeschriebenen Worten darunter. Der Track Crow ist für dieses Artwork verantwortlich. Es ist ein Song für den verstorbenen Freund der Mutter Andrews. Inspiration lieferte außerdem das Buch Grief is the Thing with Feathers von Max Porter. Es geht um Trauer, Tod und das ganze Gefühlssprektrum in diese Richtung. “Unsere Themen sind ja immer eher dramatisch. Da geht es schon mal zur Sache.” Ist also alles gar nicht so Friede, Freude, Eierkuchen, wie es die hübschen und einfach reinlaufenden Songs suggerieren. Aber für diesen Kontrast sind Bear’s Den ja bekannt. Dafür, dass die wunderschön gesungenen Worte einem direkt die Seele umklammern, wenn man denn richtig hinhört. Dafür, dass man sich sofort aufgenommen fühlt, wenn die eigene Welt etwas dunkler ist, als gut für einen ist. Oder dafür, dass man mit Bear’s Den einfach jede Situation vertonen kann: Ob verträumt am Meer sitzen und der Sonne beim Untergehen zuschauen oder entrückt in der U-Bahn durch Berlin sitzen und der Hauptstadt beim Untergehen zuschauen. Geht alles.

Mit ihrem dritten Album knüpfen Bear’s Den jedenfalls an alles an, was sie vorher gemacht haben. Es ist eine ausgereifte, sehr aufgeräumte Platte geworden. Die typischen Bear’s Den Songs sind darauf zu hören, die aufgegriffene Elektro-Leichtigkeit der zweiten Platte schimmert zierlich durch, der Folk-Pop der Bären ist ein bisschen erwachsener geworden, aber immer noch so wunderschön wie man es bei dieser Band erwartet. Das mit dem tatsächlichen Flauschigkeitsgrad der Bären haben wir nach dem Gespräch übrigens nicht herausfinden können. Aber die Erkenntnis bleibt: Auch ein maximal weicher Pelz kann einen sehr ernsten und melancholischen Bären beinhalten.


Silvia Silko

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