GENGAHR – Sanctuary

Foto-© Jay Whitehead

All time low
And I can’t seem to find my way out
Misplaced so soon
An evening in your past
For the chance to say what I’d do
All the waking hours
I regret the way I left things now
And that’s what really hurts

(Gengahr – Everything & More)

Wie das Naturschauspiel kleiner Eiskristalle, die sich von anfänglich wenigen weißen Punkten, ganz langsam, wie ein Schleier über Wiesen und Felder legen und in ihren Bann ziehen, beginnt auch Sanctuary, das neue Album, der experimentierfreudigen Indie-Band Gengahr, das am 31. Januar erscheint. 

Der Nachfolger ihres 2015 gefeierten Debüts A Dream Outside und Where Wildness Grows aus dem Jahr 2018, startet gewohnt ruhig und kühl und arbeitet sich langsam mit dem Opener Everything & More in die Ohrmuschel vor, bis die Platte sich schließlich wie ein Schleier ausbreitet und immer wieder für Erstaunen sorgt.

Dabei schwingt immer die Grundstimmung, basierend auf Homers Odyssee mit, die Sänger, Songwriter und Kopf des aus North London stammenden Quartetts Felix Bushe, zu dieser Zeit immer wieder durch den Kopf geisterte. In dem Epos aus dem 7. Jhd. v. Chr wird in 24 Gesängen berichtet, wie der König der kleinen Insel Ithaka nach zehn Jahren Krieg, weitere zehn Jahre umher irrt und schließlich als unerkannter Bettler heimkehrt. Er findet sein Haus voller Fremder vor, die sein Eigentum entwendeten und seiner Frau Penelope eingeredet haben, er würde nie wieder zurückkommen. In einem letzten Abenteuer muss Odysseus den Kampf gegen diese Männer bestehen, um seine Frau und sein Eigentum wiederzuerlangen. 

Auch Bushe fand sich in den letzten Jahren immer wieder unabwendbaren Höhen und Tiefen gegenübergestellt. Die Fernbeziehung zu seiner eigenen Frau, die in Australien lebt, bringt immer wieder turbulente Zeiten, die er in Songs wie Everything & More verarbeitet. Auch der Tod seiner Mutter, brachte eine epische Reise aus persönlichem Schmerz und inneren Konflikten mit sich, die in Songs wie Heavenly Maybe und Moonlight aufgegriffen werden. Dabei wirken die Lyrics trotz ihrer Tiefgründigkeit, dynamisch und berauschend zugleich.

Ein Produkt von Freunden, die trotz aller Widrigkeiten einfach eine gute Zeit haben und die Kontrolle über ihr eigenes Schicksal, mit rhythmischen Beats übernehmen.

Damit wird das Drittwerk der Briten Felix Bushe, John Victor, Hugh Schulte und Danny Ward zu einem einzigartigen DIY-Projekt, dem auch Jack Steadman von Bombay Bicycle Club als Produzent innewohnt. Nicht verwunderlich also, dass hier der ein oder andere Einfluss wunderbar zielführend mit eingebunden wurde. Steadman brachte seinen unverwechselbaren Stil ganz einfach mit Gengahrs komplexen, mehrschichtigen Sound zusammen, der für eine kristallklare Stimmung sorgt.

Gengahr – Sanctuary
VÖ: 31. Januar 2020, Liberator Music
www.gengahr.com
www.facebook.com/gengahrband

Gengahr Tour:
26.02. Blue Shell, Köln
27.02. Maze, Berlin
28.02. folks!, München
29.02. Molotow Skybar, Hamburg

YouTube video

Susan

Susan wohnt in Hamburg und wollte früher hauptberuflich Groupie werden, bis ihr ein Exfreund einen Song auf Myspace widmete. Der hat bis heute 200 Klicks. Von ihr.

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