GOOD BOYS – Filmkritik

I´m going back in the woods and live from rain and squirrels – I don´t give a fuck.

(Lucas – Good Boys)

Ich kann mich noch gut an die 6. Klasse erinnern, auch wenn es schon ein paar Jahre her ist. So langsam steigt das Interesse an romantischen Beziehungen, man rutscht Hals über Kopf in die Pubertät, ist aber gleichzeitig noch Kind und will nur spielen. Regisseur Gene Stupnitsky hat in Good Boys versucht, dieses ambivalente Spannungsverhältnis zwischen Kindheit und Teenie-Jahren einzufangen. Heraus kommt leider nur ein Verschnitt von Stranger Things, Everything Sucks und Sex Education. Wir haben uns den Film zum Heimkino-Release nochmal angesehen.

In der sechsten Klasse ist die Welt auf einmal eine andere – das merken auch die drei Jungs Max (Jacob Tremblay), Lucas (Keith L. Williams) und Thor (Brady Noon). Während Max nur noch Augen für ein Mädchen hat und Thor unbedingt zu den coolen Kids gehören möchte, wird Lucas mit der Scheidung seiner Eltern konfrontiert und möchte lieber wieder zurück zur unbeschwerten Kindheit. Als Max eines Tages vom angesagtesten Jungen des Jahrgangs zu einer Kissing Party eingeladen wird, legen die Jungs alles daran, richtig küssen zu lernen. Dafür nutzen sie die Drohne von Max Vater, um ein paar Mädchen zu beobachten, doch der Plan geht schief und die Drohne ist weg. Nun beginnt das eigentliche Abenteuer, rechtzeitig einen Ersatz zu finden, bevor das Verschwinden bemerkt wird. Auf ihrer Reise durch die Kleinstadt lernen die drei, dass Freundschaften nicht selbstverständlich sind und Veränderungen zum Leben dazu gehören.

Es ist eigentlich ein schöner Trend, dass immer mehr Filme und Serien die Entwicklung von Jugendlichen thematisieren und versuchen, die komplexen Veränderungen während der Pubertät zu erklären. Leider verspielt Good Boys diese Möglichkeit mit einer zu eindimensionalen Herangehensweise. Obwohl Thor und Lucas sich nicht für Mädchen interessieren, dreht sich der gesamte Film um den Wunsch von Max, unbedingt Brixlee (Millie Davis) zu küssen. Hysterisch schreiend und von Sinnen fluchend muss dieses Ziel unbedingt erreicht werden, selbst wenn dabei Freundschaften auf der Strecke bleiben. Dass sich die Eltern des einen Freundes trennen wird zum Randthema und von den Freunden mit einem einfachen „Wir werden immer Freunde bleiben“-Blabla abgetan. Dass der andere Freund aufgrund von Mobbing seiner Leidenschaft fürs Singen nicht nachgehen kann, findet noch weniger Platz. Begleitet wird das ganze Spektakel von völlig unpassendem Gangster Rap, wodurch der Film mehr sein will, als er kann.

Good Boys (USA 2019)
Regie: Gene Stupnitsky
Darsteller: Jacob Tremblay, Keith L. Williams, Brady Noon, Molly Gordon, Midori Francis, Millie Davis
Heimkino-VÖ: 9. Janauar 2020, Universal Pictures

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Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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