BEST COAST – Always Tomorrow

Foto-© Kevin Haynes

Trying really hard
I’m trying harder than I ever have before
Used to think that taking care of myself would just become a real bore
On Friday nights I don’t spend too much time lying on the bathroom floor
Like I used to
The demons deep inside of me
They might have finally been set free

(Best Coast – For The First Time)

Jedes Ende kann auch ein Neuanfang sein. Das College abgebrochen und keine genaue Vorstellung davon, wohin die nächsten Schritte führen sollen, griff Bethany Cosentino im Schlafzimmer im Haus ihrer Mutter zur Gitarre. Das tägliche Schreiben von Songs wird zur Gewohnheit und persönlichen Therapiesitzung, bevor Cosentino die Musik ihrem langjährigen guten Freund Bobb Bruno vorspielt, welcher seine Ideen mit einfließen lässt – die Geburtsstunde des kalifornischen Duos Best Coast

Zehn Jahre später nach weltweiten Tourneen, Late Night TV-Auftritten und einem von Drew Barrymore gedrehten Musikvideo veröffentlichen Best Coast mit Always Tomorrow ihr nunmehr viertes Studioalbum. Dabei erwies sich das Songwriting hierzu alles andere als einfach – den Tour- und Veröffentlichungszyklus der Vorgängeralbums California Nights beendet, fiel Cosentino zunächst in ein kreatives Loch mit Schreibblockade. Ein lähmendes Gefühl, das die Musikerin so nie zuvor erlebt hatte und umso merkwürdiger, da es in ihr innerlich nur so brodelte vor Erfahrungen und Ereignissen, die eigentlich hinaus wollten: “There was so much bubbling inside of me, so many things happening, so much to process, but I couldn’t get any of it out. I didn’t leave my house. I drank wine alone on my couch.”

Cosentino musste sich regelrecht zum Schreiben zwingen. Bis endlich mit dem Song Everything Has Changed der Knoten platzte – eine Vision des Lebens, wie die Musikerin es sich wünschte zu leben. Ein Leben, in dem die Sicht klarer und ungetrübt ist und für das Cosentino auch ihre Trinkprobleme hinter sich ließ – ein Laster, welches sich leider parallel zum schnellen Erfolg der Band mit entwickelt hatte: “No one teaches you how to handle success or failure. I had zero coping skills. I turned to the only help I could think of, numbing the problems and the pain away. And it worked, until it didn’t.” Best Coast lassen in Everything Has Changed ihren typischen kalifornischen Surf-Rock-Gitarrensound erklingen – wuchtig und melodiös zugleich.

Auch das Stück For The First Time steht im Licht von Veränderung – Cosentino thematisiert hier den Trennungsschmerz einer endenden Beziehung und das erfrischende Gefühl, das entsteht, wenn der Schmerz der Zuversicht in die Zukunft weicht: “And I guess this is what they mean when they say people can change / Cause I finally feel free, I feel like myself again / But for the first time.” Die Instrumentierung ist lebhaft und heiter, getragen von klaren Gitarrensounds und flächig schwebenden flötenartigen Synthiemelodien. Mit Different Light sprechen Best Coast an, wie wichtig es ist, sich auch in die Sichtweisen des Gegenübers hineinzuversetzen, während man weiterhin aber auch Vertrauen in seine eigenen Sichtweisen beibehält: “Who am I to judge if you still see things in a different light?” Eine schnelle,energiegeladene Komposition mit eiligen Drums und verzerrten Gitarrenriffs.

Always Tomorrow ist das Resultat der vielversprechenden Kraft des Innehaltens und Reflektierens, aus dem Best Coast sich mit viel positiver Energie und Scharfsinn weiterentwickeln. Ein Ratschlag, den Blickwinkel auf’s eigene bisherige Leben zu ändern, um zu sehen, dass so Schatten dem Licht weichen kann.

Best Coast – Always Tomorrow
VÖ: 21. Februar 2020, Concord Records
www.bestcoast.net
www.facebook.com/bestcoast

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Robert Heitmann

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