NOPE – Filmkritik


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Wir haben das Unmögliche nicht verdient.

(Antlers Holst – Nope)

Es kann so schwerfallen, wegzusehen. Denn: Was wir nicht kennen oder verstehen, wollen wir anschauen. Also werden ziemlich oft, ziemlich grausame Tragödien zu einem kommerzialisierten Spektakel gemacht – und wir gucken hin, weil wir Bock drauf haben. Leider wahr.

Die Art und Weise, wie Oscar-Preisträger Jordan Peele in seinem dritten Spielfilm Nope mit dieser Tatsache umgeht, ist ebenso subtil wie vielschichtig. Auf der einen Seite ist Nope ein eben solches Spektakel: Eine Abfolge von leidvollen Ereignissen, die durch beeindruckende Bilder (vor allem die Nachtaufnahmen), perfekt ausgewählte Schauspieler (besonders Keke Palmer) und cleverem Humor (“Dein Name ist O.J.?”) zu einem ultra-unterhaltsamen Blockbuster werden.

Auf der anderen Seite fungiert der Film als Kommentar zu unserer profitorientierten Sucht nach dem Spektakulären. Ein Blick auf die Charaktere: Sowohl die gegensätzlichen Haywood-Geschwister – er (Spitzname: O.J.) ist meist unbeeindruckt und fokussiert auf die Pferde-Ranch seines verstorbenen Vaters; sie (Spitzname: Em) ist exzentrisch und würde die Ranch eigentlich lieber verkaufen – als auch der Themenpark-Besitzer Jupe wollen das scheinbar außerirdische Ding, das sie am Himmel gesichtet haben, zum schnellen Einbringen von Geld nutzen. Während die Haywoods das “UFO” (Spitzname: Jean Jacket) fotografieren wollen, möchte Jupe seine unglaubliche Entdeckung einem zahlenden Publikum präsentieren. Doch als Zuschauer lernen wir schnell: Wer zu lange hinschaut, stirbt.

Ganz metaphorisch – also wie es für den Regisseur/Drehbuchautor Jordan Peele charakteristisch ist – wird der Vater der Haywoods zu Beginn des Films von einer vom Himmel fallenden Geldmünze getötet. Die Leere, die er hinterlässt, wird für die Haywoods mit einem kuriosen Abenteuer zwischen Horror, Science-Fiction und Western (wer kennt noch Cowboys vs. Aliens?) gefüllt. Das Highlight: Wie originell die Charaktere mit ihrer, gelinde gesagt, außergewöhnlichen Situation umgehen. Ebenfalls großartig: Die Anspielungen an das Werk von Steven Spielberg sowie die diskussionswürdigen Fragen, die am Ende offen bleiben. Es kann so schwerfallen, wegzusehen.

Nope (USA 2022)
Regie: Jordan Peele
Darsteller: Daniel Kaluuya, Keke Palmer, Steven Yeun, Michael Wincott, Brandon Perea
Kinostart: 11. August 2022, Universal Pictures International Germany

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Lennart Brauwers

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