PANDA BEAR & SONIC BOOM – Reset


Foto-© Ian Witchell

Livin’
But you just want more
(You got me lookin’)
Searchin’
But you can’t be sure
So you take a dip in the deepest end
Takin’ it around the bend (havin’ a good time)
Waitin’ for u to say when

(Panda Bear & Sonic Boom – Livin’ in the after)

Viele Alben, die während des Lockdowns und der Pandemie entstanden sind, thematisieren Isolation, Weltschmerz und Ungewissheit und klingen dementsprechend nachdenklich und düster. Reset von Panda Bear & Sonic Boom schlägt da ein wie ein Blitz aus einer ganz anderen Richtung: Hell strahlend und überschwänglich, fragt man sich fast, wie unter solchen Umständen ein so leichtes und beschwingtes Album herauskommen konnte.

Hinter dem Projekt verbergen sich die langjährigen Freunde Noah Lennox (Panda Bear) und Peter Kember (Sonic Boom), die sich über MySpace kennenlernten. Beide haben zwar schon öfters an den Soloprojekten des jeweils anderen mitgearbeitet, Reset, das am 12.8. digital erschienen ist, ist aber ihr erster gemeinsamer Longplayer. Inspiriert wurden die zwei von Kembers alten Doo Wop- und Rock’n’Roll-Schallplatten der 50er und 60er, und das fühlt man ganz deutlich: Das Album sprüht nur so vor warmer Sommerlichkeit. Schon bei den ersten Akkorden des Openers Gettin’ To The Point fühlt man sich an den klassischen, fröhlichen Folk Pop von The Byrds oder The Monkees erinnert. Auch Einflüsse des Surfrock sind spürbar, die stimmigen Pop-Harmonien im Refrain klingen nach den Beatles oder den Beach Boys, und umrahmt wird diese übermütige Mischung von einer leicht psychedelischen Sound-Kulisse.

Auch die erste Single-Auskopplung Go On ist ein echter Hit. Eingängig und launig, mit einem Musikvideo in 3D-Animation Art-Optik von James Siewant, in dem man einer Murmel auf ihrer schwindelerregenden Reise durch einen hyperrealistischen Flipperautomat folgt. Psychedelik ist für Kemper und Lennox aber nicht einfach nur ein ästhetischer Rahmen und pure Klangspielerei, sondern tatsächlich fast ein Lebensmotto. So gibt es Reset auf Bandcamp auch in einer limitierten Ausgabe als Schallplatte; 10 Dollar von jedem verkauften Stück gehen dabei an TosupportMAPS, eine Non-Profit-Organisation, die den Einsatz von Psychedelika in Therapien erforscht.

Everyday und Everything’s Been Leading To This klingen mit ihren schwurbeligen Orgel-Keyboards fast wie eine viel leichtere, luftige und relaxte Version von The Doors. Bei In My Body wagen sie sich mit Reverb, Hall und rückwärts laufenden Gesangsspuren auch in experimentelle Gefilde. Einen Höhepunkt bildet Livin’ In The After mit seinen Mungo Jerry-Anklängen und einer stimmungsvollen Geigen-Untermalung, die aus einem Country-Pop-Song fast einen nostalgischen Western-Schlager macht.

Die optimistische Grundstimmung des Albums sorgt dafür, dass man mit dem Fuß mitwippen und sich in die Sonne legen will. Die psychedelische Färbung, die Einflüsse des 60er-Jahre-Rock’n’Rolls und Freak Folks bei gleichzeitiger melodiöser Beschwingtheit erinnern an den Output von Animal Collective, M83 oder Tame Impala. Insgesamt hat Reset eine unheimlich warme Klangfarbe und eine satte Ausstrahlung, und seine Lebensfreude wirkt nie aufgesetzt, sondern locker und entspannt; dazu kommen verspielte, eingängige Gesangsmelodien und ein behaglicher Retro-Flair, und man hat ein perfektes Sommeralbum.

Panda Bear & Sonic Boom – Reset
VÖ: 12. August (digital), 18. November (physisch) 2022, Domino Records
www.pandabearofficial.com
www.facebook.com/PandaBear
www.sonic-boom.info
www.facebook.com/2020sonicboom2020

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Tamara Plempe

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