CHAMPIONS – Filmkritik


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Give me a hug, coach.

(Johnny – Champions)

Marcus (Woody Harrelson) könnte einer der besten Coaches der NBA sein. Seine Kenntnisse des Spiels sind über jeden Zweifel erhaben, ebenso jedoch leider seine charakterlichen Schwächen wie fehlende Geduld und Empathie. So schafft er es auch, seine Stelle als Assistenztrainer von Coach Phil Perretti (Ernie Hudson) zu verspielen und wird nach einem Verkehrsdelikt auch noch dazu verdonnert für drei Monate die „Friends“, ein Basketball Team bestehend aus geistig behinderten, zu trainieren. Ein Job, bei dem sich schnell zeigt, dass beide Seiten viel voneinander lernen können.

Der Plot von Regisseur Bobby Farellys (unter anderem verwantwortlich für Dumm und Dümmer und Verrückt nach Mary) neuem Film sollte jedem bekannt vorkommen und verläuft ziemlich genau so, wie man es von der Prämisse her erwarten könnte. Was den Film besonders macht, ist der Cast. Das liebenswerte Arschloch kann Woody Harrelson einfach im Schlaf spielen und so macht es auch hier wieder viel Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie er die Figur des Marcus dekonstruiert. Man spürt einfach wie sich ganz langsam die Erkenntnis über den Wert der Interaktion mit seinem neuem Team in seinem Wesen ausbreitet, bis er schließlich den unweigerlichen Character Arc nach gut zwei Stunden abgeschlossen hat. Ihm zur Seite steht ein herzensguter NBA-Coach gespielt von Ernie Hudson, von dem wir leider mal wieder zu wenig bekommen, und ein ebenso herzensguter Cheech Marin als Leiter der Einrichtung der Champions, von dem wir genau die richtige Menge zu sehen bekommen. Wirkliche Antagonisten gibt es nicht, Marcus muss mit sich ins Reine, mit den jungen Männern und Frauen ins Gespräch und mit seinem Love Interest Alex (Kaitlin Olson) ins Bett kommen. Die Jugendlichen sind glücklicherweise ebenfalls toll besetzt und bringen eine gute Mischung unterschiedlicher Charaktere mit. Besonders hervorzuheben sind dabei der optimistische Johnny (Kevin Iannucci), dessen größte Angst das Duschen ist, der widerwillige Basketball-MVP Darius (Joshua Felder) und die rotzfreche Consentino (Madison Tevlin). Toll dabei ist, dass die Cast komplett aus tatsächlich geistig behinderten besteht und alle echte Charaktere spielen, die weder konstant Hilfe brauchen, noch konstant richtig handeln. Was den Film handicapped ist das offensichtliche Ziel der PG-13 / FSK 12 Freigabe, weshalb der typische Farelly Humor an die kurze Leine genommen werden muss. Ebenso ist die grundlegende Geschichte absolut bar jeglicher Innovation oder Überraschung und rechtfertigt so absolut keine zwei Stunden Laufzeit.

Das hat man alles schon einmal gesehen, ziemlich genau so unter anderem im spanischen Original Los Campeones aus 2018 oder dem ähnlich gestrickten NBC (nicht NBA Film One Special Victory aus 1991). Fans von Sport-Komödien können dennoch gerne reinschauen, auch wenn man keine krasse Action auf dem Basketball Court erwarten sollte. Spaß macht das ganze Training aber dennoch. Am Ende sind alle charakterlich ein bisschen gewachsen, hatten Spaß an dem Weg dahin, es wurde gelacht oder zumindest geschmunzelt und ein schönes Beispiel für Inklusion geschaffen. Im Film, auf dem Spielfeld, im Kino und wenn man den herzerwärmenden Musical Nummer im Abspann glauben mag, auch am Set.

Champions (USA 2023)
Regie: Bobby Farelly
Besetzung: Woody Harrelson, Kaitlin Olson, Matt Cook, Ernie Hudson, Cheech Marin, Kevin Iannucci, Joshua Felder
Kinostart: 27. April 2023, Universal Pictures Germany

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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