KNOCK AT THE CABIN – Filmkritik


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(Wen – Knock At The Cabin)

Eine kleine Familie, bestehenden aus den Vätern Eric (Jonathan Groff) und Andrew (Ben Aldridge) sowie Adoptivtochter Wen (Kristen Cui), hat gerade ihren Urlaub in einer perfekten abgelegenen Waldhütte angetreten. Doch die Idylle wird gestört, als vier Fremde (Dave Bautista, Nikki Amuka-Bird, Rupert Grint und Abby Quinn) in ihre Hütte eindringen und sie vor eine unmögliche Entscheidung stellen, um vorgeblich die Apokalypse zu stoppen.

Auch wenn man es sollte, kann man Knock at the Cabin eigentlich nicht besprechen ohne auf den Regisseur und Co-Autoren M. Night Shyamalan sowie den zugrunde liegenden Roman einzugehen. Ebenfalls eine unmögliche Entscheidung, die wir gerne an euch auslagern und euch vor die Wahl stellen, wie weit ihr lesen und euch über den Film vorab informieren möchtet. Dennoch wollen auch wir euch hier vor diese Entscheidung stellen. Man kann den Film unwissend, wissend oder ganz klar mit zu viel Wissen sehen und euer Sehvergnügen wird sich mit jeder Stufe um etwa eine Discokugel reduzieren. Daher geben wir euch die Chance ihn unwissend zu sehen. Ihr habt die Prämisse gelesen und vielleicht auch den Trailer geschaut? Ihr wisst, dass einer der vier Besucher, der physisch mehr als beeindruckende Dave Bautista ist, welcher die Familie eindringlich darum bittet, geradezu anfleht, die Entscheidung zu treffen, um die angebliche Apokalypse abzuwenden. Wenn euch dies anspricht, schaut den Film und lasst euch auf das Spektakel ein, ihr werdet es nicht bereuen. Vier von fünf Diskokugeln.

Ihr kennt Regisseur M. Night Shyamalan und wisst, dass es in seinen Filmen immer einen Twist gibt. Egal wie sehr er euch im Vorfeld davon versucht zu überzeugen, dass es dieses Mal anders ist, ihr wisst der Twist kommt. Dann ist euch ein Stück vom Spaß des Films genommen, aber nur ein kleines Stück. Denn Knock at the Cabin lebt weniger von seinem Twist als andere Werke des Regisseurs. Vielmehr geht es um das Hin und Her, ob die vier Eindringlinge die Wahrheit sagen oder es womöglich nur selbst glauben. Beide Varianten funktionieren und beide würden einen gleichermaßen spannenden Film ergeben. Wie üblich müsst ihr auf dem Weg dahin jedoch Abstriche bei der Nachvollziehbarkeit der handelnden Personen machen, bis hin zu einer Konfrontation im Badezimmer, bei der ihr auch noch Abstriche bei der Nachvollziehbarkeit der Physik machen müsst. Dennoch bleibt es ein spannender Ritt voll primär psychologischer und zunehmend physischer Gewalt. Drei von fünf Discokugeln.

Ihr seid zu smart für euer eigenes Wohl, ihr erkennt sofort den Farbcode der Kleider der Vier Reiter der Apokalypse, die in die Ferienhütte eindringen? Ihr habt das Buch gelesen und erwartet ein ähnlich dramatisch und offenes Ende? Ihr verehrt das Buch und seht die Veränderung im Film extrem kritisch oder gar als Statement gegen die Gleichberechtigung von Homosexuellen? Dann hängen in der Ferienhütte leider nur zwei oder sogar weniger Discokugeln.

Für sich genommen ist Knock at the Cabin aber ein spannender Horror-Thriller, mit einem unverbrauchten Plot und sehr stimmungsvoller Inszenierung. Die Gewalt findet in der Regel offscreen statt und wirkt gerade dadurch umso stärker und belässt den Fokus auf dem psychologischen Druck. Darstellerisch sticht einmal mehr Dave Bautista heraus, bei dem, ähnlich wie schon in Blade Runner 2049, seine physische Bedrohlichkeit im harten Kontrast zu seinem einfühlsamen Verhalten, vor allem aber seiner psychischen Verletzlichkeit steht. Den Twist werden die meisten kommen sehen, ergreifen wird er euch aber dennoch.

Knock at the Cabin (US 2022)
Regie: M. Night Shyamalan
Besetzung: Jonathan Groff, Ben Aldridge, Kristen Cui, Dave Bautista, Nikki Amuka-Bird, Rupert Grint, Abby Quinn
Heimkino-VÖ: 01. Juni 2023, Universal Pictures Germany GmbH

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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