NEXT GOAL WINS – Filmkritik


Foto-© Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

We haven’t scored one goal in the history of our country trying to have a soccer team.

(Tavita – Next Goal Wins)

Zitat und Filmtitel fassen die Prämisse sehr gut zusammen. Amerikanisch-Samoa hat in seiner gesamten Historie noch nie ein Tor bei einem internationalen Fußballspiel schießen können. Eine Blamage, die ihren Höhepunkt in einer 31-0 Niederlage gegen Australien im Jahr 2001 gefunden hat. Mit der 2014er WM vor der Tür entschied man sich schweren Herzens einen Nicht- Insulaner als Coach einzufliegen. Der einzige, der diesem verzweifelten Ruf folgt: der abgehalfterte Coach Rongen (Michael Fassbender).

Inspiriert von einer wahren Begebenheit, präsentiert uns Regisseur und Drehbuchautor Taika Waititi eine klassische Underdog-Geschichte mit dem moderaten Ziel, doch wenigstens ein Tor zu schießen. Die schlechten Nachrichten vorab, obgleich die Story absolut zu den schrägen Comedy-Stärken von Waititi passt, ist es sein wohl schlechtester Film bisher. Darauf solltet ihr euch einstellen, um nicht enttäuscht zu werden, denn sehen solltet ihr den Film gerade als Fans dennoch, von einem schlechten Film ist er nämlich dennoch weit entfernt. Es gibt viel schrägen Humor und neben ein paar Waititi Stammschauspielern (u.a. Rachel House und David Fane) lässt es auch der Regisseur nicht nehmen, als Erzähler der Geschichte auch vor der Kamera in einigen der witzigsten Szenen zu partizipieren. Auch Fassbender als misanthropischer Couch Rongen auf der einen und Oscar Kightley als notirisch optimistischer Manager Tavita auf der anderen Seite sorgen für sehr viel herzerwärmende Comedy. Gesprengt wird die Sympathie-Skala jedoch von David Fanes Ace, dem ursprünglichen Coach des Teams, der so liebenswert ist, dass er absolut kein Team führen kann, da er ihnen auch im Training bestenfalls gutgemeinte Ratschläge gibt, wie man denn vielleicht trainieren könnte. Während Waititi es schafft die „White Savior“-Untertöne der Geschichte geschickt zu umspielen, mangelt es dem Film am Ende genau wie dem Team schlicht am Fokus. Der Redemption Arc vom Coach, die Kollision der Kulturen von Festland und Eiland und daneben das Training des Teams laufen alle parallel und zahlen irgendwie nicht so richtig aufeinander ein und dann wird noch eine weitere Geschichte um die Transgender-Spieler:in Jaiyah (Kaimana) aufgemacht. Auch ihre Geschichte basiert auf wahren Begebenheit, ist sympathisch und unterhaltsam erzählt, bekommt genau so viel Aufmerksamkeit wie sie verdient hat, aber eben mehr als der Film eigentlich dafür übrig hat.

Vielleicht hätte der Film einfach 15 Minuten mehr gebraucht oder man hätte einen der Aspekte ausblenden müssen. So wie er ist, ist er witzig, unterhaltsam und erzählt eine schöne Geschichte; ist aber leider auch schnell wieder vergessen. Das ist für eine Komödie völlig ausreichend, hilft dabei die Fußball-Geschichte von Amerikanisch-Samoa der Masse näher zu bringen und eine gute Transgendergeschichte ist auch noch dabei. Herausragend wie die meisten anderen Taika Waititi Filme ist es jedoch nicht, aber das ist die Fußballmannschaft von Amerikanisch-Samoa ebenfalls nicht, das Herz haben sie beide dennoch am rechten Fleck.

Next Goal Wins (USA 2023)
Regie: Taika Waititi
Besetzung: Michael Fassbender, Oscar Kightley, Kaimana, David Fane, Elisabeth Moth, Rachel Hause
Kinostart: 4. Januar 2024, Walt Disney Studios Motion Pictures Germany

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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