Foto-© Hans Bürkle
I have a little toy merry-go-round
I push a button, we go round and round
Me in the fire engine of course
You behind the mane of a rearing white horse
And as we sail swiftly through the air
We leave the world behind in its despair
I thought I′d seen the moon pop up and disappear
Laying its velvet beams on your shiny blue hair
In my pocket I have a kaleidoscope
A magical inward-facing telescope
When I use it, I close my left eye
Oh yes, I know it’s a cheap lie
It makes things so much easier to bear
I carry it with me everywhere
Light breaks through and draws lines that dare
To connect with your shiny blue hair
Shiny blue hair
Shiny blue hair
Shiny blue hair
(Michael Moravek – Shiny Blue Hair)
Ravensburg ist nicht gerade als Pop-Hotspot berühmt – und das wird sich durch Michael Moravek wohl kaum ändern, der aus dieser hübschen Stadt in Bodensee-Nähe kommt und von dort aus seine Musik macht. Denn selbst falls Moravek noch viel bekannter werden sollte als er derzeit ist – mit Pop-Hipness hat er wohl auch künftig definitiv nichts am Hut. Er gehört zu den Stillen im Lande und werkelt seit vielen Jahren in aller Ruhe als Singer-Songwriter im Americana- und Folkrock-Sektor vor sich hin. Das allerdings mit großem künstlerischen Erfolg. Sein neues Album Night Songs ist wieder so gut, dass man Moravek auch ohne „Pop-Hit“ viel mehr Hörer wünschen würde.
Kurzer Rückblick, weil eben noch nicht jeder diesen Musiker kennt: 1967 in Bački Petrovac (Serbien) geboren, zog Moravek mit seinen Eltern und Brüdern aber schon als Zweijähriger nach Deutschland. Nach fünf Platten mit der Band Planeausters veröffentlichte er erst mit reifen 50 sein Solo-Debüt In Transit (Is What We Are) (2017), das in Chicago teilweise mit dem Grammy-Gewinner Brian Leach aufgenommen worden war, inklusive Top-Musikern wie der Band The Great Crusades, Jazz-Trompeter Stephen Wright (Mary J. Blige, The Dixie Chicks) und Fiddler Steve Wickham (The Waterboys). Danach ging’s Schlag auf Schlag mit zuverlässig guten bis sehr guten Werken wie der Bühnenmusik November (2020), Lost (2022) und Dream (2023).
Um Träume geht es jetzt auch wieder auf Night Songs, einer Platte, die durchgehend von nächtlichen Stimmungen erfüllt ist (das kunstvolle, leicht gruselige Cover-Artwork passt dazu kongenial). „Anstatt sich von anhaltender Schlaflosigkeit überwältigen zu lassen, verwandelt Michael Moravek diesen inneren Kampf in einen kreativen Prozess“, schreibt das Label Backseat über die Entstehung der elf ruhigen, erhabenen, überwiegend akustisch-minimalistischen Lieder „zwischen der Dunkelheit und der ersten Morgendämmerung“. Die nächtlichen Reflexionen flossen in Musik und Texte ein.
Inspiriert von Bruce Springsteens legendärem Soloalbum Nebraska (1982) habe Michael Moravek „erkannt, dass die flüchtige Magie oft verloren geht, wenn Songs zu lange in einem Arrangementprozess verweilen“, heißt es weiter über Nights Songs. Tatsächlich ist die Kargheit von Nebraska manchen neuen Liedern des Ravensburgers zu eigen (People Leave Their Lights On, Carefree State). In anderen Tracks fühlt man sich an R.E.M. in ihrer erfolgreichsten Phase der 90er (Shiny Blue Hair) oder an die oben bereits erwähnten Waterboys (Chickenman’s Blues, One Day I Will Write A Gospel Song) erinnert, deren Frontmann Mike Scott wiederum als Moravek-Fan gilt.
Trotz des unvermeidlichen Namedroppings mit durchaus schmeichelhaften Referenzen: Night Songs ist keineswegs nur eine handwerklich geschickt abgekupferte Folk-Songsammlung, sondern eine sehr eigenständige, inspirierte Americana-Scheibe, die zufällig im Südwesten Deutschlands entstand und nicht in Austin/Texas oder Portland/Oregon. Glückwunsch nach Ravensburg.
Michael Moravek – Night Songs
VÖ: 24. Januar 2025, Backseat
www.novembersoulmusic.com
www.moravek.bandcamp.com/music
Michael Moravek Tour:
31.01.25 Überlingen, Solid Ground
01.02.25 Konstanz, Zimmerbühne
06.02.25 Ravensburg, Zehntscheuer
07.02.25 Balingen, Sonnenkeller
16.02.25 Stuttgart, Theaterhaus
06.03.25 Bensheim, PiPaPo Theater
07.03.25 Ulm, Aegis Café
10.05.25 Ravensburg, Humpis Museum
