Foto-© Bleecker Street
Something apocalyptic has occurred, with the dark ending our species deserves.
(Edison Wolcott – Tanz der Titanen)
Ein Treffen der G7 (Cate Blanchett, Roy Dupuis, Denis Ménochet, Charles Dance, Nikki Amuka-Bird, Rolando Ravello und Takehiro Hira) im fiktiven deutschen Dankerode eskaliert. Grund dafür ist jedoch weniger ein zu verfassendes Memorandum, die rauen Mengen an Wein und unter der Oberfläche brodelnde Affären zwischen den Teilnehmern, nein, vielmehr die plötzlich zum Leben erwachenden Sumpfleichen und ein riesiges Gehirn, das Kontakt zu den Menschen aufzunehmen scheint.
Klingt absurd? Ist es auch! Außerdem sehr politisch und satirisch aufgeladen, wie oben zu lesen unglaublich gut besetzt und sehr, sehr witzig. Analog der opulenten G7, die sich zusammenraffen, um ein singuläres Ziel zu verfolgen, wird uns Tanz der Titanen zumindest von einem Trio präsentiert. Sowohl Regie als auch Drehbuch stammen zu gleichen Teilen von Evan Johnson, Galen Johnson und Guy Maddin. Das Trio arbeitet in diesem Modus jedoch nicht zum ersten Mal zusammen, sondern hat unter anderem bereits die ebenfalls surrealistischen Indie-Horrorfilme The Green Fog (2017) und The Forbidden Room (2015) abgeliefert. Ob ihr den eingangs erwähnten Horror-Twist kennt oder nicht spielt dabei kaum eine Rolle, denn die Interaktion zwischen und Charakterisierung von den G7 ist ebenso drüber wie die später eingespielten Horror-Elemente. Dabei bemerkt man schnell, dass die G7 auf der politischen Arena von vor ein paar Jahren basieren. So ist Cate Blanchetts Hilda eine klare Merkel-Parodie, während Charles Dances Edison, besonders im Vergleich zum aktuellen US-Präsidenten, angenehm an die schläfrige Biden-Ära erinnert. Besonders deutschsprachige Zuschauer werden Spaß an Cate Blanchetts Germanisms haben. Auf der Meta-Ebene witzig, dass Takehiro Hira hier ebenso wie im kürzlich erschienenen Captain America: Brave New World (2025) den japanischen Premierminister mimt, das macht aus Tanz der Titanen aber leider keinen MCU-Film, denn hier spielt er Iwasaki und nicht Ozaki, aber sei es drum.
Obgleich man beim aktuellen geopolitischen Geschehen auch schon oft an Satire denken muss, vermag es der Film, uns ein ums andere Mal herzhaft zum Lachen zu bringen. Im Fokus primär klassisch elitäres, politisches Gehabe und eine gewisse Entfremdung zur bodenständigen Gesellschaft. Aber auch das menschliche Drama und landesspezifische Klischees werden aufs Korn genommen. Fast genau ein Jahr nach der Erstaufführung am 18.05.2024 in Cannes schafft es dieses Indie-Horror-Kleinod überraschend doch noch ins Kino und das Timing könnte besser kaum sein. Wann, wenn nicht jetzt tut es gut, mal wieder harmlos und absolut fernab der aktuellen Realpolitik ein wenig über den politischen Zirkus zu lachen? Und wenn dann auch noch schleimige Zombies feurig auf riesige Gehirne masturbieren, da kann doch wirklich niemand widerstehen, oder?
Rumours (CA, DE, HU, GB, US 2024)
Regie: Evan Johnson, Galen Johnson, Guy Maddin
Darsteller: Cate Blanchett, Roy Dupuis, Denis Ménochet, Charles Dance, Nikki Amuka-Bird, Rolando Ravello, Takehiro Hira, Alicia Vikander
Kinostart: 15. Mai 2025, Plaion Pictures
