
Foto-© Yanran Xiong
Up and down he go, up and down he goes
Signal and cable, city of angels
Speeding no he floats to San Francisco
Broken iPhone, we haven’t spoken at all since last night
Hours ago, thousands ago
Up and down we go, up and down we go
Dripping like raindrops
I think that I just, I think that I just
Ruined the pillows, we don’t care no
Deeper yes he goes, beautiful design
Wires and roads, Wire and roads
Come and find you, come and get it
I’m the finest, yeah I said it
Come and find you, come and get it
I’m the finest, yeah I said it
(Sudan Archives – Come And Find You)
Ist ja immer eine feine Sache, wenn sich die eigene Prognosen (und Hoffnungen) bestätigen. Im Fall von Brittney Denise Parks aka Sudan Archives hatte ich vor ein paar Jahren bei ihrem Debütalbum das sichere Gefühl, etwas ganz Besonderes zu erleben: „Was diese junge Frau mit Stimme und Geige macht, hat mit herkömmlichen Vorstellungen nichts zu tun. Afrikanische Musik, R&B und experimentelle Elektronik führt die in Cincinnati/Ohio geborene Künstlerin zu einem hochmodernen Gebräu zusammen (…). Der variable Gesang erinnert an Legenden des Soul und hat im nächsten Moment mehr mit Neutönerinnen wie Solange oder FKA twigs zu tun. Athena ist traditionsbewusst und zugleich topaktuell.“
Jedes einzelne Wort meiner damaligen Review lässt sich jetzt, anlässlich des dritten Sudan-Archives-Albums The BPM, dick unterstreichen. Mit dem Bonus, dass Parks hier noch mutiger, tanzbarer, futuristischer zu Werke geht als auf den schon tollen Vorgängern Athena (2019) und Natural Brown Prom Queen (2022). Nun heißt es definitiv für alle anderen Soul-Pop-Konkurrentinnen: Bitte hinten anstellen! Bis zum nächsten Album von Janelle Monáe (deren Meisterwerk The ArchAndroid von 2010 ist der naheliegendste Vergleich mit Sudan Archives) bleibt Parks wohl unangefochten die Nummer eins.
Schon die Single-Vorboten ließen für das nächste Studioalbum der US-Amerikanerin Großes erwarten. My Type, Come And Find You und zuletzt A Bug’s Life – jetzt allesamt in der besonders starken ersten Albumhälfte untergebracht – vereinten so mühelos R&B, Hip-Hop, Afrobeat, Electro und Hyper-Pop miteinander, dass man nur staunen konnte. Und auch auf der The BPM-Langstrecke von 15 Tracks beweist Brittney Parks, dass sie eine besonders innovative Musikerin ist. Was mit einem Opener namens Dead beginnt und mit dem Closer Heaven Knows endet, ist letztlich eine der spannendsten Black-Music-Produktionen seit langem.
Wie Parks etwa in She’s Got Pain stotternde Beats, gefühlvollen (Sprech-)Gesang und ihre charakteristischen Geigen-Klängen zu einem Dancefloor-Banger verrührt, ist extrem originell und doch zugänglich. Selbst gelegentliche, bei anderen Musikern nervige Autotune-Eskapaden (etwa in David & Goliath) lässt man dieser tollen Sängerin und Rapperin durchgehen. Und dass in der zweiten Albumhälfte manche superbe Rhythmus- und Sound-Idee ein weiteres Mal präsentiert wird, schmälert keineswegs den Eindruck, einen kommenden Superstar beim Aufstieg in die Neo-Soul-Weltliga zu erleben.
The BPM geht auf die Wurzeln von Parks‘ Mutter in Michigan und ihres Vaters in Illinois zurück (besonders schön hörbar in Noire). Das Album wurde teilweise auch in Detroit und in Chicago fertiggestellt und „umfasst die Club-Sounds dieser Städte, während es gleichzeitig alles von Jersey Club bis hin zu zeitgenössischer globaler Tanzmusik und experimenteller Beatarbeit einbezieht“, schreibt das Sudan-Archives-Label Stones Throw. Die Platte war demnach „eine Familienangelegenheit: Parks holte sich ihre Schwester, einen Cousin aus Detroit und einen ihrer besten Freunde zur Hilfe und arbeitete zum ersten Mal ausschließlich mit Leuten zusammen, die sie gut kannte, anstatt Produzenten von außerhalb hinzuzuziehen“.
Als Gadget Girl – eine technologisch fortschrittliche Musikerin, die sich durch ihre Umarmung der Technologie zu etwas ganz Besonderem macht – firmiert Brittney Parks auf ihrem dritten Album. Mit diesem Alter Ego übertreibt sie nicht. The BPM ist moderne, grenzüberschreitende, aufregende Soul-Musik vom Feinsten. Am 27. November übrigens auch live zu hören – beim vorerst einzigen Deutschland-Konzert von Sudan Archives in der Berliner Silent-Green-Betonhalle.

Sudan Archives – The BPM
VÖ: 17. Oktober 2025, Stones Throw
www.sudanarchives.com
www.facebook.com/SudanArchives

