FUNERAL SUITS – Lily Of The Valley

I’m a machine
That sends the colour to your head
A machine
That sends the colour to your heart

(Funeral Suits – Colour Fade)

Lily of the Valley‘, das Debutalbum von Funeral Suits aus Dublin, ist schauriger Indiepop. Oft ist da tausendfach Distortion auf der Gitarre und so einem Verrückter-Prof-an-der-Orgel Synthieklang. So wirklich groß wird das Ganze jedoch durch immer wieder auftauchende stillere und klarere Momente. Eine Mischung, die kein automatisches Erfolgsrezept ist. Funeral Suits mischen jedoch mit exakt dem richtigen Feingefühl. Und dadurch ist alles irgendwie so am Puls der Zeit, man könnte sagen ‘hip‘, wenn man ‘hip‘ sagen könnte, ohne sehr unhip zu wirken.

Mary’s Revenge‘ beginnt mit einem kurzen mehrstimmigen Gesang, der in ein Kirchengebäude zu hallen scheint. Dass das nur die Ruhe vor dem Sturm ist, ist klar. Zerre und harte Riffs, sägender Synthie (The Horrors-mäßig) – und dann eine Stimme, die sich unbeschwert über alles stellt, als wäre sie zu gut für den dunklen Krach um sich herum. Das ähnelt dynamisch etwas I Am In Love.

Colour Fade‘, welches die erste Single war, ist ein absolter Hit des Albums. Es entwickelt ein Spannungsfeld wie ein starker Magnet. Der monotone, kraftvolle Beat und die verträumte, mystische Gitarre sind unausweichlich wirkungsvoll. Es folgt ‘Health‘, das mit einem Röcheln Lord Voldemorts beginnt und etwas Horrorfilmästhetik draufpackt. Wenn man schon die Todesser zu spüren glaubt, holen einen der beschwörende Gesang und das spielerisch frenetische Schlagzeug zurück. ‘Hands Down‘ ist ruhig und gemütlich, mit eindringlichen, textlosen Lauten und gefühlvollem Gesang. Bis nach fast vier Minuten ein stürmisches Schlagzeug einkickt und ein fulminantes, langes Outro mit sich bringt.

All Those Friendly People‘ ist generell etwas netter. Das Schlagzeug ist wieder kraftvoll und der Gesang erinnert in seiner jugendlichen Indie-Fasson an Cajun Dance Party. Statt Distortion hört man hier flirrende Gitarren. Irgendwann singt Frontmann Brian JamesI am young and I am naive / Tell me something I will believe” und man fühlt sich wie ein Teenie, will diese Textzeile in den Wind schreien und in Bäume ritzen. Wie immer ist der Gesang unterschwellig zappelig, passt sich nicht offensichtlich den Instrumenten an, spielt mit Rhythmen.

We Only Attack Ourselves‘ scheint einfach in den Raum gespielt worden zu sein, was eine berührende Wirklichkeit in der Stimme schafft, die klingt, als käme sie von der anderen Seite des Sofas, auf dem man sitzt und lauscht. Hier klingt James etwas wie Luke Pritchard, der Heini von The Kooks. Und das im guten Sinne. Der letzte Song, ‘I Still Love The High‘, beendet eine fesselnde Platte großartig. Eintönig, mehrstimmig. Man hofft irgendwie, dass die Band den Song nicht aufblasen und explodieren lassen wird – ein unaufgeregter Abschluss muss her. Und die Vier machen alles richtig.

Was soll’s: Sie sind einfach hip. Und wirklich cool. Haben gar wahren Pepp! Das darf man so schon mal sagen, egal, wie blöd es klingt. Und wenn sie einem nicht ZU hip sind, dann feiert man dieses Album wie so manches Mädchen die zarten Locken von Typen wie Luke Pritchard.

Funeral Suits – Lily Of The Valley
VÖ: 15. Februar 2013, Pias UK
http://funeralsuits.com
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FUNERAL SUITS – ALL THOSE FRIENDLY PEOPLE – OFFICIAL VIDEO from Shaun Ryan on Vimeo.