KÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI – Expedition Ins O

Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi - Expedition ins O CD-Kritik

Wie ein Kartenhaus bauen,
während 100 Stunden Achterbahn
und dieses dann auf’m Kopf nach Oslo mit‘m Laster fahren

(Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi – Liebes Leben)

Wer Käptn Peng aka Robert Gwisdek schon mal live gesehen hat, weiß, dass der Hip Hopper auf der Bühne zum Floh wird. Er hüpft ständig von einem Bein aufs andere, hängt plötzlich an der Decke und das menschliche Auge kann ihm kaum folgen. Und genau so geht es auch in seinen Texten. Seine Gedanken, Worte, Reime fliegen durch die Lüfte, verursachen Verrenkungen im Gehirn und wenn man zu lange zuhört, fängt sich plötzlich alles an zu drehen.

Was Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi mit ihrer Musik und dem neuen Album ‘Expedition ins O‘ schaffen, ist… Ja, was ist das eigentlich? Finden wir hier Tagebucheinträge eines Verrückten? Texte eines Menschen, dem der einfache, strukturierte Satzbau zu langweilig geworden ist, verfeinert mit einer Komposition an deutschen Vokabeln? Oder erleben wir Jemanden, dem das Verrücktwerden erspart bleibt, da er sich in der Musik austoben kann?

Wie auch immer. Die Albumeröffnung ‘Der Anfang ist nah‘ ist eine Begrüßung und heißt Jeden und Alles Willkommen. Von Freunden über Bäume und Potential bis hin zu Hologrammen dürfte sich hierbei wirklich niemand ausgeschlossen fühlen. Es ist direkt klar, dass hier Stiltreue bewiesen wird und die Fans auch bei den folgenden Liedern von Robert Gwisdek keine musikalischen Experimente erwarten müssen. Alte Geschichten kommen beispielsweise wieder hoch – bei ‘Monster‘ hat Käptn Peng mit einem neuen Ungeheuer zu tun, das sehr an seinen Kampf mit der Hydra erinnert. Und da er sich selbst als Hydra identifiziert hat, führt er wohl weiter den aussichtslosen Krieg gegen sich selbst. Philosophisch rappen über Scheiße in der Cornflakes Packung, Gurkenschnallgurte und das Leben – das kann er. ‘Sockosophie‘ liefert über sieben Minuten pausenlose Wortaneinanderreihungen und gibt einen kleinen Einblick in die Wortwechsel zwischen Peng und Peng, die sich die Socke auf dessen Hand anhören willkannmuss. Gegen Ende des Albums wird’s aber nochmal richtig bekannt. Denn ‘Oha‘ ist wortwörtlich auch auf dem alten Album ‘Die Zähmung der Hydra‘ zu finden. Nur wurde dieses Mal etwas mehr Geld und/oder Arbeit in die Aufnahmeproduktion gesteckt.

Ein Fazit. Ja. Robert Gwisdek und Konsorten füllen mit ihrer Musik eine Sparte im deutschen Hip Hop, die es nicht mal ansatzweise ähnlich zu finden gibt und haben sie erfolgreich besetzt. Die ‘Expedition ins O‘ macht gute Laune, verursacht bei zu langem Hören Gehirnmuskelkater, sorgt für verwirrtes und begeistertes Kopfschütteln, lässt aber auch andere Körperteile wackeln. Denn wenn man sich vom Zuhören eine Pause gönnt, sorgen die Tentakel von Delphi für tolle, tanzbare Beats und liefern fantastische, musikalische Unterstützung. Schade ist, dass sich viele Worte, Themen und Gedanken vom alten Album wiederholen und Lieder wie ‘Es ist‘ eher nerven, als einen von den Socken zu hauen. Doch das machen die Jungs schnell wieder wett. Es lohnt sich auf jeden Fall, das Album für Tanz- und Zuhörmomente parat zu haben. Es kann einfach niemals langweilig werden, da sich durchgehend neue Gedankenstränge erschließen lassen. Und auch auf Tour sollte man Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi nicht verpassen, denn schon auf ihren letzten Konzerten musizierten sie zu Recht in ausverkauften Kellergewölben und Hallen. Begleitet sie auf ihrer Expedition ins O quer durch Deutschland, denn die explosionsartigen Live-Auftritte der Truppe sind jedes Mal einzigartig und selbst in der letzten Reihe ein Erlebnis.

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Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi – Expedition ins O
VÖ: 12. April 2013, Kreismusik
www.facebook.com/kaeptnpeng

httpvh://www.youtube.com/watch?v=vqRWMDv0r78