THOM YORKE – Confidenza


Foto-© Steve Tanner

You’d better not be fooling ’round
Or stringing me along
I’m on a knife edge anyway
Just trying not to do wrong

What if your heart’s not in then
And I am just a game?
I hope you mean the things you say
Your oh, so careful words

‘Cause this to me is life or death
And all I think about
Yeah this to me is life or death
And all I think about

(Thom Yorke – Knife Edge)

Mit der Musik zu Suspiria, dem Remake eines 70er-Horrorklassikers von Dario Argento, hatte Thom Yorke vor sechs Jahren bewiesen, dass er einen spooky Filmstoff in gruselige Klanggemälde umsetzen kann (wobei auch manche Songs seiner Bands Radiohead, Atoms For Peace und The Smile ja etwas Eisiges und Unbehagliches in sich tragen). Nun nimmt der Sänger und Komponist einen weiteren Anlauf mit dem Soundtrack für ein italienisches Kino-Kunstwerk.

Confidenza von Daniele Luchetti ist die Adaption eines Dramas, das auf dem gleichnamigen Roman von Domenico Starnone basiert, beim Internationalen Filmfestival in Rotterdam Premiere feierte und diese Woche in Italien anlief. Man kann wohl vorhersagen, auch ohne den Streifen bereits zu kennen: es ist kein locker-leichter Popcornkino-Blockbuster, zu dem Yorke seine sinistren Sounds beisteuert.

Er abeitete dafür mit Produzent Sam Petts-Davies und dem London Contemporary Orchestra sowie einem Jazz-Ensemble zusammen, zu dem auch Tom Skinner an den Drums gehörte, der gerade erst beim zweiten The-Smile-Album Wall Of Eyes brillierte. Mit Knife Edge wurde derjenige Confidenza-Track als Video-Single ausgekoppelt, der einem klassischen Radiohead-Song noch am nächsten kommt. Auch auf Four Ways In Time lässt Yorke seine typischen Falsett-Vocals durch den Raum schweben, die anderen Stücke sind instrumental und teilweise unter zwei Minuten lang.

Wenn ein Soundtrack vorneweg Spannung für den damit verbundenen Film weckt, hat er schon mal einiges richtig gemacht. Nach dem Hören des Confidenza-Scores bleibt man zwar etwas verstört zurück (was in diesem Fall kein schlechtes Zeichen ist), möchte aber unbedingt die bewegten Bilder zu diesen teils seltsamen Klängen zwischen Jazz , Neoklassik und Avantgarde sehen. Ähnlich wie der langjährige Kollege bei Radiohead und The Smile, Jonny Greenwood, erschafft Yorke unter anderem mit sirrenden, nervösen Strings und dissonanten Bläsern ein so unbehagliches wie faszinierendes Kopfkino.

Alle zwölf Kompositionen haben einen impressionistisch-atmosphärischen Ansatz gemeinsam. Schon der Opener The Big City macht es dem Hörer über fast acht Minuten recht ungemütlich. Und dieser Eindruck, dass etwas Schlimmes in der Luft liegt, hält sich bis zum schrillen Schluss mit On The Ledge.

Der Confidenza-Soundtrack zählt sicher nicht zu den wichtigsten Leistungen von Thom Yorke – die rund 35-minütige Filmmusik ist eher ein spannendes Nebenprojekt dieses phänomenalen Artrock-Musikers. Aber wie Jonny Greenwood mag sich Yorke partout nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen, sucht immer neue künstlerische Herausforderungen. Dafür gebührt ihm wieder einmal Riesen-Respekt.

Thom Yorke – Confidenza
VÖ: 26. April 2024 (digital), 12. Juli 2024 (CD/Vinyl), XL Recordings
www.wasteheadquarters.com

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Werner Herpell

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