Eines schönen Abends saßen Nikolaj Manuel Vonsild, auch bekannt als Frontmann der dänischen Band When Saints Go Machine und Chorus Grants Kristian Finne Kristensen bei einem Glas Wein zusammen und beschlossen eine Band zu gründen. Eine Band Namens Cancer ( zu deutsch: Krebs).
So oder so ähnlich ist es wohl gewesen. Die Frage ist: Was darf man von einer Band erwarten, die sich entweder nach einem Sternzeichen oder bösartigen Tumoren benannt hat? Ihr Mini-Album ‘Ragazzi’ leitet ‘Age of Pinballs’ mit sanften Gitarren- und Akordenklängen von fast träumerischer Qualität ein. Vonsilds Stimme klingt leicht, wechselt zwischen zerbrechlichem Gesang und sprechgesangsähnlichen Sequenzen. Erst am Ende des Liedes kristallisiert sich ein düsterer Unterton heraus und lässt es mit einer klagenden Gitarren/ Synthesizer Kombination ausklingen.‘FKA IP’ führt diese Ambivalenz mit einem geradezu bardenmäßigen Einstieg weiter, lässt immer wieder Luft für einen funkigen Gitarren-Parts und bricht seine Popnote durch schräge Orgeltöne im Hintergrund. Das klingt ein bisschen als hätte man einen Funk Gitarristen durch das Kabinett des Dr. Kaligari gejagt und wird von der Art wie Nikolaj Vonsilds Stimme mit Zeilen wie “Love the way you look, choose you before me to be saved” (Verhörer vorbehalten) über die Instrumente tanzt, vollendet. Mit Cancer schaffen die beiden Dänen einen fast organischen Gitarrensound, dessen Tempowechsel, Genresprünge und plötzliche Stimmungsschwankungen mit Vonsilds gewohnt verschrobener Textkunst zusammen gehen wie Vanilleeis mit heißen Kirschen. Ein Album, welches irgendwie nach Märchen klingt und dabei ist auf keinen Fall Disney sondern auf jeden Fall Gebrüder Grimm gemeint. Ein Album, welches sich garantiert nicht auf den ersten Hörer erschließt, sondern erst beim zweiten oder dritten Durchlauf sein volles Genie entfaltet. Kurz: Ein Album, das man mal gehört haben sollte.
Cancer – Ragazzi
VÖ: 29. September 2014, Tambourhinoceros
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