DIE NERVEN – Fake

Lass alles los
Gib alles frei
Nichts bleibt

Immer nur dagegen
Immer nur dagegen
Nie wirklich da

Immer nur dagegen
Immer nur dagegen
Aber gegen was?

(Die Nerven – Frei)

Die Nerven sind angekommen im deutschen Indierock-Olymp. Das merkt man nicht erst seitdem sie zuletzt das Intro Cover zierten. Immer mehr Aufmerksamkeit wird der Band aus Stuttgart geschenkt. Kein Wunder, musste man doch in den letzten Jahren für zeitgenössische deutsche Musik mit politischer Attitüde und Witz eher nach Österreich gucken.

Die Nerven mit Bands wie Bilderbuch zu vergleichen, das war nach den ersten beiden Alben des Trios weniger naheliegend. Auch Out von 2015 wurde durch die lässige Art und den unperfekten Sound eher als Neopunkrock Album gefeiert. Doch schon damals waren politisch und gesellschaftlich motivierte Texte zu finden, die mit einer ähnlichen scheinbaren Gleichgültigkeit vorgetragen wurden, wie es die Männer aus Wien pflegen.

Mit Fake erscheint nun das vierte Album von Die Nerven, mit dem sie ihren Sound perfektionieren. In 12 Liedern schrammeln Gitarren, poltern Drums, schreien und flüstern die Stimmen zweier Sänger. Doch irgendwie klingt Fake cleaner, durchdachter, abgeschlossener als die letzten Alben. Textlich bleiben Die Nerven weiterhin abstrakt. “Immer nur dagegen, aber gegen was?” aus Frei ist noch eine der konkreteren Fragen, die gestellt werden. Gesellschaftspolitische Themen werden immer wieder angerissen, ohne eine bestimmte Meinung mittzuteilen. Vage aber gehaltvolle Texte waren schon immer eine Stärke von Die Nerven.

Der Vergleich zu den Indierockgöttern Tocotronic wird nun schwer zu umgehen sein. Gerade poppigere Lieder wie das starke Roter Samt oder der Titeltrack erinnern an die Hamburger Band. Die Nerven liefern mit Fake eine beeindruckende Bewerbung ab, die nächsten Kritikerlieblinge zu werden. Sie produzieren abwechslungsreiche Musik mit hohem Wiedererkennungswert und anspruchsvollen Texten. Unbedingt anhören.

Die Nerven – Fake
VÖ: 20. April 2018, Glitterhouse Records
www.dienerven.de
www.facebook.com/deinemutteralter

Jonathan Hirschhäuser

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