BOOK CLUB – Das Beste kommt noch – Filmkritik

Das Altern ist nicht unbedingt leicht. Viele haben damit zu ringen und wissen nicht so richtig wohin mit sich, wenn sie älter werden. Doch auch den jüngeren Generationen fehlt oft der richtige Umgang mit ihren alternden Eltern, Großeltern und Verwandten. So etwas kann schon mal zu Frust auf beiden Seiten und vielen Missverständnissen führen. Diesem Konflikt der Generationen widmet sich nun Bill Holderman mit seinem ersten Film als Regisseur. Mit Book Club versucht Holderman älteren Frauen ein junges Gesicht zu geben und sie von der Reservebank zu holen – und scheitert damit phänomenal.

Die vier Frauen Vivian (Jane Fonda), Diane (Diane Keaton), Carol (Mary Steenburgen) und Sharon (Candice Bergen) sind schon seit vielen Jahren Freundinnen. Obwohl jede der vier mittlerweile ihren eigenen Lebensweg gegangen ist, treffen sie sich regelmäßig in ihrem Book Club und diskutieren ein literarisches Werk, ihr Leben und Männer. Vor allem mit dem letzten Punkt hat jede für sich so ihre Probleme. Vivian, inzwischen eine reiche Hotelbesitzerin, kann sich nur körperlich an Männer binden und dann taucht auch noch der Mann auf, der ihr als einziger vor vielen Jahren einen Antrag machte, welchen sie jedoch ablehnte. Carol, eine Chefköchin, und ihr Mann sind eigentlich dafür bekannt, dass sie kaum die Hände von einander lassen können. Doch irgendwie scheint Carols Mann keine Lust mehr für seine Frau zu verspüren und ihre Beziehung zu einander wird immer unruhiger. Die Bundesrichterin Sharon lebt seit 18 Jahren geschieden und ist bis heute nicht über die Trennung hinweg. Als sich ihr Ex dann mit einer viel jüngeren Frau verlobt, hat sie genug von Sex und der Liebe. Die Vierte im Bunde, Diane, hat vor einem Jahr ihren Mann verloren und lebt seither alleine in einem großen Haus. Ihre beiden Töchter drängen sie aus Sorge um die Mutter immer stärker dazu, doch zu ihnen nach Arizona zu ziehen, aber Diane möchte lieber die Welt erkunden und sieht sich selbst noch nicht so alt, wie es ihre Töchter gerne wahrhaben wollen.

Mit der Unterstützung der Freundinnen, macht sich jede der vier Frauen daran, ihren Platz in der Welt zu finden und ihre Probleme mit der Familie und vor allem den Männern zu lösen. Ihre Antworten finden sie dabei scheinbar in dem Bestseller 50 Shades of Grey.

Jetzt könnte ja erwartet werden, dass es in einem Film, der Book Club heißt, auch um Bücher geht. Aber nein, dass es sich hier viel mehr um einen Sex and the City-Abklatsch handelt, wird dem Publikum schon zu Beginn des Films schnell klar. Auf der einen Seite könnte nun gefragt werden, was von einem Film mit Jane Fonda zu erwarten ist, auf der anderen Seite war die Hoffnung da, dass dieser Film zu einem Plädoyer für Liebe und Leidenschaft im Alter wird. Diese Hoffnung wird von Bill Holderman spätestens dann zerstört, als sich in der ersten Book Club Sitzung das Thema nur um Sex und das besagte Buch über den sadistischen Mr. Grey dreht. Verkrampft versucht der Film die vier Hauptdarstellerinnen als starke, emanzipierte und erfolgreiche Frauen darzustellen, doch es scheitert daran, dass sie ohne einen Mann zu jammernden Wesen werden, die sich einen Weißwein nach dem anderen hinter die Binde kippen. Gekoppelt mit einer grauenhaften Studio- und CGI-Kulisse, verfehlt dieser Film um Meilen seine Zeit und ist ein Paradebeispiel, wie feministisches Kino nicht sein sollte. Vielleicht hätte den Film lieber eine Frau drehen sollen, genug talentierte Regisseurinnen gibt es ja.

Book Club (USA 2018)
Regie: Bill Holderman
Darsteller: Diane Keaton, Jane Fonda, Candice Bergen, Mary Steenburgen, Andy García, Richard Dreyfuss, Alicia Silverstone
Kinostart: 13. September 2018, SquareOne Entertainment

Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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