MUSE – Worte können tödlich sein – Filmkritik

Die Muse ist es, die alle kreativen Köpfe antreibt. Seit Jahrtausenden wählen sich Künstler und Künstlerinnen oder auch Poeten und Poetinnen eine Person, eine Gottheit oder ein anderes Wesen aus, von dem sie ihre Kraft und Inspiration schöpfen. Allein Karl Lagerfeld hatte in seinem Leben bestimmt schon ein Dutzend Musen, nur um mal ein prominentes Beispiel anzuführen. Doch was wäre, wenn die schaffende Kraft der Musen eigentlich eine zerstörende ist? Was, wenn sie nicht das Schöne, sondern nur den Tod bringen? Mit dem Film Muse – Worte können tödlich sein wirft Regisseur Jaume Balagueró ein ganz neues Licht auf diese mystischen Figuren und versucht, sie von ihrer erhabenen Position zu stoßen.

Als sich seine Studentin und Geliebte Beatriz (Manuela Vellés) das Leben nimmt, stürzt der Literaturprofessor Samuel Solomon (Elliot Cowan) in ein tiefes Loch der Verzweiflung. Ein Jahr später leidet er immer noch unter Albträumen und greift gerne zur Flasche. Einer seiner Träume lässt ihn jedoch nicht mehr los, in dem Samuel Zeuge eines grausamen Ritualmords wird: einer Frau wird in einem weißen Kreis kniend von in schwarz gekleideten Personen die Kehle aufgeschnitten. Was der Literat als einen wirren Traum, ausgelöst durch zu viel Alkohol, abtut, stellt sich aber als grausame Realität heraus. Genau wie in seinem Traum wird eine Frau in einem Haus tot aufgefunden, das genauso aussieht, wie das Haus aus dem Traum. Ohne die Polizei über seine Vorahnung zu informieren, zieht Samuel los, um dem Rätsel in eigener Sache auf den Grund zu gehen. Am Tatort trifft er auf die junge Rachel (Ana Ularu), die ebenfalls von dem Mord geträumt hat. Gemeinsam kommen sie nach und nach einer alten Sage auf die Spur, die in fast alle Weltkulturen auftaucht und die der Hintergrund hinter den rätselhaften Vorfällen sein könnte. Mit ihren Nachforschungen stoßen sie aber die Tür zu einer unheimlichen Welt auf, die von mächtigen Wesen beherrscht wird – den Musen.

Muse – Worte können tödlich sein ist ein schwer greifbarer Film. Es ist ungefähr so, wie ein Stück Seife mit nassen Händen aufzuheben. Dieser Film hat einfach keine Ecken und Kanten und das ist es, was ein Horrorfilm aber unbedingt braucht. Er muss uns aufreiben, verstören oder uns aufgrund seiner unglaublich schlechten Machart zum Lachen bringen…aber er darf auf keinen Fall rund sein. Darum gestaltet es sich auch so schwer für Balaguerós Werk die passenden Worte zu finden. Die Dialoge sind unglaublich flach, 98 Prozent des Films sind vorhersehbar und das Schlimmste ist, dass das Böse hier einfach nicht gruselig ist. Kurz vor Ende wird sich dann schon fast ein kleiner Jump Scare oder ein typisches Horrorfilm-Klischee gewünscht, nur damit es ein bisschen spannend wird. Der Stoff, dass Worte töten können und die Musen eigentlich das Böse sind, gibt viel her, es hätte nur richtig in Szene gesetzt werden müssen.

Musa (SPA 2017)
Regie: Jaume Balagueró
Darsteller: Elliot Cowan, Franka Potente, Ana Ularu, Christopher Lloyd
Heimkino-VÖ: 9. Oktober 2018, Eurovideo

Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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