DER SPITZENKANDIDAT – Filmkritik


Foto-© Sony Pictures Entertainment

Er ist kein normaler Mensch. Er ist der verdammte nächste Präsident der Vereinigten Staaten!

(Bill – Der Spitzenkandidat)

Heutzutage ist es für Stars, Spitzensportler, Politiker und allgemein Prominente schwer überhaupt ein Privatleben zu führen und dabei nicht jederzeit ins Rampenlicht der Öffentlichkeit und der Presse gezogen zu werden. Besonders bei Politikern wird dabei immer wieder die Frage aufgeworfen: Ist das Verhalten im Privaten gleich der moralischen Linie seines an sich beruflichen Wirkens? In Amerika begann diese Debatte zum ersten Mal 1988 als im Wahlkampf um die Präsidentschaftsvorwahl eine Affäre des Senators Gary Hart den Strich durch seine Ambitionen machte. Der Spitzenkandidat von Regisseur Jason Reitman rollt diese richtungsweisenden Wahlkampf nun noch mal auf.

1987 ist Gary Hart (Hugh Jackman), ehemaliger Senat von Colorado, einer der aussichtsreichsten Anwärter für die Nominierung zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten. Er verbindet Charisma, Idealismus, Intelligenz und die seltene Gabe seine politischen Ambitionen auch den menschen auf der Straße in einfachen Worten vermittelt zu bekommen. Mitten in seiner Wahltour durch die Staaten werden allerdings seine Pläne durchkreuzt – denn während er versucht sein Privatleben für sich zu schützen, zerrt die Presse erstmalig die privaten Verfehlungen, in Form einer außerehelichen Affäre, an die Öffentlichkeit und zerstören damit seine Reputation als Mann des Volkes und der Offenheit. Der Skandal droht, sowohl seine Kampagne als auch sein Privatleben zu zerstören.

Der kanadische Filmregisseur, Drehbuchautor und Produzent Jason Reitman ist ein Speziallist, wenn es um ruhige und feinfühlige familiäre Stoffe (Juno, Young Adult, Tully) geht – aber auch ein Könner, wenn es um politische Themen geht (Thank You for Smoking). Bei seinem neusten Werk lässt er aber die humorige Note seiner sonstigen Werke komplett weg und inszeniert mit einem großartigen Charakter-Cast (Vera Farmiga, J. K. Simmons und Alfred Molina) ein komplexes Werk der amerikanischen Polit-Geschichte zu einem Film, der sich relativ gradlinig und emotionslos dem Schicksal der Beteiligten hingibt. Denn trotz des großartigen Casts vermag der Film nicht wirklich zu berühren und Farmiga, Simmons und Molina wirken eher verschenkt in ihren kleinen Nebenrollen. Somit bleibt ein handwerklich gut gemachter Film, basierend auf einer wahren Geschichte, die hierzulande wahrscheinlich keine größere Rolle spielt.

The Front Runner (USA 2018)
Regie: Jason Reitman
Darsteller: Hugh Jackman, Vera Farmiga, J. K. Simmons, Alfred Molina, Sara Paxton, Mamoudou Athie
Heimkino-VÖ: 29. Mai 2019, Sony Pictures Entertainment


Dominik

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