DIE LIBELLE – Serienkritik

Terror ist auch nur Theater.

(Martin Kurtz – Die Libelle)

Der britische Schriftsteller John le Carré ist ein Meister des Spionageromans, in dem nicht etwa wie bei James Bond die Kugeln und Fäuste fliegen, sondern vielmehr die Grabenkämpfe zwischen den Zeilen der Dialoge stattfinden. So wundert es auch kaum, dass die Romane immer wieder als Vorlage für Verfilmungen dienen und aufgrund der häufigen Ortswechsel und der ausufernden Dialoge und Charterentwicklungen den perfekten Stoff für Serienadaptionen bieten. BBC One und AMC, die zuletzt schon gemeinsam die Le Carré Adaption zur erfolgreichen Serie The Night Manager übernahmen, legen nun mit Die Libelle nach!

Eine palästinensische Terrorzelle hält die Welt in Atem und sorgt dafür, dass der israelische Geheimdienst ein Sonderkommando zusammenstellt. Unter der Leitung von Martin Kurtz (wie immer großartig Michael Shannon) versuchen sie eine britische Schauspielerin als Liebschaft von einem der Brüder, die die Anschläge koordinieren, in die Zelle einzuschleusen. Rekrutiert vom geheimnisvollen Verführer (Alexander Skarsgård) befindet sich die junge Britin Charlie (Florence Pugh) bald zwischen den Linien und verliert immer mehr das Gefühl dafür, ob sie nun gerade für die Guten oder Bösen arbeitet. Während sie immer tiefer in die Organisation vordringt, wird die Gefahr immer größer – denn ein großer Anschlag in Europa steht unmittelbar bevor!

Die beiden Le Carré erprobten Studios, eine großartige Besetzung vor der Kamera, der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook (Oldboy, Die Taschendiebin) bei seiner ersten TV-Serienarbeit dahinter und ein auch heute noch hoch brisanter Israel—Palästina-Konflikt-Stoff – die Zutaten für eine spannende 6-Folgen-Adaption könnten eigentlich kaum besser sein bei einer Miniserie. Doch entgegen der Adaption von The Night Manager kommt Die Libelle erst sehr spät in Fahrt und schleift sich über die ersten paar Folgen eher etwas wirr und blutlos daher. Erst als dann wirklich die Agentin eingeschleust ist, nimmt die Spannung zu und erst dann zeigen die Charaktere tieferliegende Emotionen und Ebenen in ihrem Spiel. Der besondere Ansatz ist dabei, dass Spionage auch nur Schauspiel ist und stellt letztlich die Frage: Wie weit darf man gehen, um Terror zu verhindern? Wer Le Carré-Adaptionen allerdings stets mag, kann hier auch weiterhin einen Blick riskieren.

The Little Drummer Girl (UK 2018)
Regie: Park Chan-wook
Darsteller: Florence Pugh, Alexander Skarsgård, Michael Shannon, Clare Holman, Kate Sumpter
Heimkino-VÖ: 23. Mai 2019, Universal Pictures


Dominik

Bedroomdisco-Gründer, Redaktions-Chef, Hans in allen Gassen, Golden Leaves Festival Booker, Sammler, Fanboy, Exil-Darmstädter Wahl-Hamburger & happy kid, stuck with the heart of a sad punk - spreading love for great music since '08!

Mehr erfahren →