BEAST – Filmkritik

I know that people make mistakes.

(Pascal – Beast)

Oberflächlich gesehen ist Moll (Jessie Buckley), die Protagonistin von Michael Pearces Debütfilm Beast, ein nettes Mädchen. Alleinstehend und Ende 20, lebt sie mit ihren Eltern aus der Mittelschicht auf der Insel Jersey, singt im Kirchenchor und arbeitet als Reiseleiterin in einem blauen Kostüm. Doch es wird schnell klar, dass hinter dieser makellosen Fassade ein Geheimnis steckt. Moll flüchtet von ihrer eigenen Party, geht lieber tanzen in der Disco und wird danach von einem Mann bedrängt. Aus dem Nichts kommt Pascal (Johnny Flynn) mit seinem Gewehr zu Hilfe. „You’re wounded“, sagt er bei diesem ersten Treffen zu ihr und gibt ihr direkt zu verstehen: „I can fix that.“

Der mysteriöse attraktive Außenseiter besucht Moll wenig später bei ihrer Familie, die ihn voller Skepsis mustert. „Moll’s a wild one“, warnen die Familienmitglieder ihn auch beim gemeinsamen Essen. Doch die beiden verlieben sich ineinander und Moll entflieht ihrem Elternhaus und zieht zu Pascal, worüber vor allem ihrer autoritären Mutter (Geraldine James) erbost ist. Kurz darauf wird durch einen Serienmord an jungen Mädchen auf der Insel die Idylle durchbrochen. Pascal wird als Hauptverdächtiger festgenommen und die Frage ist: was, wenn er wirklich der Mörder ist? Das würde dem Vorurteil entsprechen, auf dem viele Thriller aufbauen und im Vergleich zu dem Missbrauchsdrama Die Jagd, werden in Beast immer wieder Zweifel gestreut. Moll ist schließlich auch nicht nur das nette Mädchen aus gutbürgerlichem Haus, auch sie hat in der Schule ein Mädchen angegriffen, was ihre Familie zu verstecken versucht. Bei den Polizeiverhören schlägt sie sich auf die Seite ihres Freundes und verteidigt ihn gegen alle Widerstände.

Das beeindruckende Debüt von Autor und Regisseur Michael Pearce lebt vor allem von seinen starken Hauptdarstellen. Es ist der erste Spielfilm von Jessie Buckley, die zuvor an Theatern Erfahrung als Schauspielerin gesammelt hat und inzwischen durch Serien wie Taboo oder Chernobyl Bekanntheit erlangte. Johnny Flynn hat vor seiner Schauspielkarriere Folk-Musik mit seiner Band Johnny Flynn & the Sussex Wit gemacht und bereits 3 Alben rausgebracht. Der interessante Punkt an Beast ist, dass eben nicht klar ist, wer hier Biest und wer die Schöne ist – wenn man den Vergleich zum klassischen Märchen ziehen möchte. Insgesamt ist es daher spannend die Romanze zwischen den beiden Außenseitern mitzuverfolgen, die durch das beeindruckende Setting der Kanalinsel Jersey fast etwas kitschig wirkt. Im Kontrast dazu sucht Moll immer wieder die Wälder und suhlt sich im Schmutz, wodurch ihr blütenweißes Kleid dreckig wird. Genau dieser Kontrast kommt gut zur Geltung und ermöglicht diese gelungene Mischung zwischen Liebesfilm und Drama und lässt hinter die schönen Fassaden in eine unheimliche Welt blicken.

Beast (UK 2017)
Regie: Michael Pearce
Darsteller: Jessie Buckley, Johnny Flynn, Geraldine James, Emily Taaffe, Trystan Gravelle, Oliver Maltman, Shannon Tarbet
Heimkino-VÖ: 25. Oktober 2019, MFA+ FilmDistribution

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Sara Lingstädt

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