GUT GEGEN NORDWIND – Filmkritik


Foto-© Sony Pictures Home Entertainment

Es sind doch nur wir beide hier, auf unserer virtuellen Insel, die ehrlichste Version von uns selbst.

(Leo Leike – Gut gegen Nordwind)

Als 2008 Daniel Glattauers Roman Gut gegen Nordwind veröffentlicht wurde, schien es als würde das Buch den damaligen Zeitgeist komplett treffen, war seine Geschichte über zwei Fremde, die sich aufgrund eines Tippfehlers per E-Mail kennenlernen und verlieben, doch eine toll geschriebene, wie tragische Romanze 2.0. Kein Wunder also, dass die Vorlage des 1960 in Wien geborenen Autors über Kurz oder Lang auch eine Film-Adaption bekommen sollte. Diese erschein vor kurzem mit Nora Tschirner und Alexander Fehling in den Hauptrollen besetzt auch im Heimkino!

Emma Rothner will eigentlich nur ein lästiges Abonnement kündigen, landet aber aufgrund eines Buchstabendrehers beim Linguisten Leo Leike. Aus einer Mail werden schnell viele, während der E-Mail-Dialog der beiden immer intimer wird – gleichzeitig schließen sie den Pakt keinerlei anderweitige Nachforschungen über den anderen anzustellen. So bietet ihnen ihr virtueller Flirt eine direkte Unterhaltung, ohne irgendwelche Hindernisse oder etwas, was sie zurückhält. Gleichzeitig werden beide füreinander immer wichtiger – auch wenn Leo einfach nicht von seiner Ex-Freundin Marlene (Claudia Eisinger) loskommt und Emma an sich glücklich verheiratet ist. Aber kann man sich tatsächlich nur durch Worte richtig kennenlernen und verlieben? Und können diese Gefühle auch einem wirklichen Treffen standhalten? Und was, wenn ja?

Ein Film, der auf einem Buch beruht, das sich hauptsächlich um einen romantischen E-Mail-Verkehr, samt Phantasie-Romanze dreht, hat natürlich seine gestalterischen Tücken. Diese werden aber von der Regisseurin Vanessa Jopp (Vergiss Amerika, Engel & Joe) elegant umschifft und der E-Mail-Verlauf gut in die Handlung verwoben. Doch irgendwie will es trotzdem nicht richtig funktionieren bei der Film-Adaption, was hauptsächlich am Cast um Nora Tschirner und Alexander Fehling liegt. So wirkt Tschirners Off-Stimme gerade zu kindlich, während Fehling seinen Text zumeist in den nicht vorhandenen Bart nuschelt – so will sich die Chemie der Vorlage nicht entwickeln und die Adaption kratz leider letztlich nur oberflächlich an der Klasse jener.

Gut gegen Nordwind (D 2019)
Regie: Vanessa Kopp
Darsteller: Nora Tschirner, Alexander Fehling, Ulrich Thomsen, Ella Rumpf, Claudia Eisinger
Heimkino-VÖ: 12. März 2020, Sony Pictures Home Entertainment

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Dominik

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