JONO MCCLEERY – Here I Am And There You Are


Foto-© Marcela Nagel

So is there anything
You can find to stop me from loving you
So I will have made my mind
And the dream that hangs between us
Just me to you

(Jono McCleery – Promise of Spring)

“Here I Am And There You Are”, sang der afro-amerikanische Jazz/Soul/Folk Musiker Terry Callier in seinem Song Dancing Girl. Acht Jahre nach dessen Tod bringt nun Jono McCleery mit ebendiesem Titel sein 5. Studioalbum heraus und zollt Vorbild Callier damit Tribut, den er sicherlich gerne gehört hätte. Und wenn man Terry Callier bisher nicht kannte, lohnt es sich diesen anzuhören; für die Inspiration von Jono McCleerys ungewöhnlichem Stil bringt dies tatsächlich Aufklärung.

Nach dem McCleerys letztes Werk Seeds of A Dandelion deutlich konventioneller klang – mehr nach einem mühsam in Studioarbeit entwickelten Songwriter Album – fühlt es sich so an, als wäre der Brite nun wieder da, wo er wirklich sein will. Wie auch schon auf Pagodes (2015) vermischen sich hier Jazz, Folk und Soul auf faszinierende Art und Weise. Diesmal spielt er dabei häufiger mit südamerikanischen Rhythmen wie auf dem kontemplativen To Watch the World Slip Away oder By Your Side, was eine weitere Schleife an die Vielfalt von McCleerys Songwriting hängt.

In nur vier Tagen wurde das gesamte Album mit einer Band live aufgenommen, was in Anbetracht der rhythmischen Komplexität und der Detail-Dichte beachtlich erscheint. McCleery selbst erzählt, dass die Stücke teils schon 20 Jahre alt sind und unbedingt aus ihm heraus wollten. Gerne wäre man im Studio dabei gewesen, in diesen Tagen umso mehr. Man stellt sich vor, wie fünf musikalische Superhirne wie in einem andächtigen Rausch an ihren Instrumenten schweben: „we had natural light and winter sun shining through the room, and played quietly as possible to hear each other.“

Möchte man versuchen, das, was man auf dem Album hört auf einen Punkt zu bringen, kreuzt man irgendwo Fink und José Gonzáles, Terry Callier und Joao Gilberto – und doch gelingt es einem letztlich nicht. Noch 5 Jahre nach dem hochgelobten Pagodes ist McCleerys Stil einmalig und außergewöhnlich. Es ist die besondere Verbindung von Jazz-Harmonik, Soulgesang und Akustikgitarre in einem eingängigen Gewand, die etwas zugleich Warmes, Melancholisches und Aktivierendes hörbar werden lässt, was heute so selten ist wie ein Album ohne Synthesizer.

Aber Stil hin oder her, eins steht fest: Wenn kleine intime Club-Situationen wieder möglich sind und Menschen wieder zusammenkommen können, dann wird Here I Am And There You Are viele magische Momente bescheren.

Jono McCleery – Here I Am And There You Are
VÖ: 20. November 2020, Ninety Days Records
www.jonomccleery.com
www.facebook.com/jonomccleery

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Christian Weining

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