WINTER – Buchkritik

Es ist Winter, kurz vor Weihnachten und eigentlich die besinnliche Zeit, auch wenn es die kürzesten Tage und die längsten Nächte sind. Vier Leute, eine Mischung aus Fremden und Familie, verbringen die Weihnachtstage in einem riesigen Haus in Cornwall. Doch es scheint, als könnte das Haus noch so groß sein, um allen Problemen der einzelnen Personen zu entkommen. Da ist zunächst Arthur, dessen Mutter Sophia sieht Dinge die einfach nicht sein können. Auch Arthur sieht solche Dinge, doch wiederum andere als seine Mutter. Zu diesem Chaos gesellt sich dann noch Iris, Sophias Schwester, eine ewige Rebellin und 30 Jahre eigentlich komplett verschwunden. Und dann gibt es noch die Fremde Lux, die Arthur als seine Freundin ausgibt und so entspinnt sich eine Nacht voller Geschichten, Lügen und Erinnerungen.

Mit dem hier nun vorliegenden Buch Winter präsentiert Ali Smith den 2. Teil ihrer Jahreszeiten-Reihe. Im Winter wird es nun ruppiger und kühler, das Licht fehlt und allgemein fühlt man sich doch etwas unwohler, trotz der hier beschriebenen Weihnachtszeit. Zunächst einmal bleibt sich Smith wie schon im Werk davor treu: Sprachlich ist dieser Roman eine absolute Augenweide und macht bei jedem Satz Spaß auch wenn die Autorin wohl absichtlich auf eine richtige Handlung verzichtet hat. Diese muss man insbesondere zu Beginn des Buches eher suchen. Das verwirrt, macht einen nervös und erst sehr spät erfährt man einen gewissen Lesefluss. Das ist immer Geschmacksache, macht den Roman aber durchaus kompliziert.

Inhaltlich arbeitet sich die Autorin dann wie im Herbst an Politik ab und setzt hier durchaus das Hauptaugenmerk drauf. Viele Anhaltspunkte zu historischen politischen Ereignissen oder Personen werden gelegt, oftmals wahrscheinlich gar nicht erkannt. Hier lohnt es sich also durchaus das Werk noch tiefergehend zu betrachten. Winter hat es auf jeden Fall verdient in Ruhe gelesen zu werden, alleine wegen der wunderschönen Sprache von Ali Smith.

Ali Smith – Winter
320 Seiten, 978-3630875798
VÖ: 02. November 2020, Luchterhand Literaturverlag
22 Euro

Tobias

Tobias ist 31, Schwabe aus Überzeugung, trägt aus Prinzip keine kurzen Hosen. Liebt Musik, Bücher, Filme und Schnitzel.

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