DARJEELING – Maguna


Foto-© Thi Thuy Nhi Tran

Broadcasting the cold reality
By a strange frequency
I can feel the calm guiding me
Pulling me in, like gravity
Headful of ideas in constant
Exchange for dull harmony
Strongest to let got to embrace
An enemy

(Darjeeling – Read it in the News)

Maguna musste unbedingt noch in 2020 erscheinen: Darjeeling veröffentlichten am 11. Dezember überraschend ein experimentelles und temporär limitiertes Corona-Album inklusive Weihnachtssingle. Dass letztes Jahr alles ein wenig anders lief, ist nicht abzustreiten. Aber das kann man als Künstler auch nutzen – so wie das Wuppertaler Trio mit ihrem zweiten Album Maguna zeigt: „geschrieben, vorproduziert und aufgenommen haben wir das komplette Album innerhalb von drei Monaten, von Juni bis Ende August und wollten ihm baldigst Gehör verschaffen, denn es ist ein 2020-Album. Es ist unsere Version von Jetztmusik.” (Facebook)

Besser hätten es Darjeeling nicht auf den Punkt bringen können. Die Songs untermalen eine Achterbahnfahrt der Gefühle in einem Gewand aus avantgardistischem Indiepop. Und so klingt der Einstieg in Maguna noch optimistisch und sommerlich. Synthies, E-Gitarre mit Hall, Drums und Gesang verleihen mit Hilfe von Melodiösität eine Leichtigkeit, die an Open-Air-Feeling erinnert. Doch dieses unbeschwerte Gefühl hält eben nicht für immer. Zweifel, Apathie, Realismus und Pessimismus ziehen ein. Musikalisch klingt das psychedelischer und experimenteller als noch auf dem Vorgänger Hokus Pokus (2019). Beispielhaft für die Lockdown-Situation ist Darjeelings ausgewählte Vorab-Single. Mit Meet you in real life – Constantly out of sight bringt das Trio die aktuelle Sehnsucht nach “echtem” Kontakt auf den Punkt. Die Synthies kreieren eine melancholische Atmosphäre, nachdenklicher Gesang schwört die Frage herauf: was bleibt, außer dem Kontrollverlust und virtuellen Kontakten? Eben auch diese Ernsthaftigkeit verarbeiten Darjeeling in den Songs, was mitunter zu arty sein mag: insbesondere Get Away mit leichter 80er-Punk-Attitüde und Ender Bisous klingen eher schräg als schön. Der größtenteils nüchterne Gesang ist ohnehin markant, was aber häufig durch Melodien ausgeglichen werden kann.

Auch wenn es die Weihnachtssingle Darj Christmas aufs Album geschafft hat, die sich mal off, mal besinnlich, ins Ohr leiert, ein Album für die leichten Stunden ist Maguna eher nicht. Aber etwas Besonderes allemal und somit vielleicht noch eine letzte Idee für die Plattensammlung: Das Album ist bis zum offiziellen Release Ende Februar 2021 nur in einer 150er Auflage von transparentem Vinyl mit weißem Splatter-Effekt erhältlich.

Darjeeling – Maguna
VÖ: 11. Dezember 2020, Listenrecords
https://darjeelingmusic.bandcamp.com
www.facebook.com/darjeelingmusic

YouTube video

Saskia Böttjer

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