POM POKO – Cheater

Nur mal vorab zur Übersicht: Es war ein Literaturfestival im norwegischen Trondheim, auf dem vier Jazz-StudentInnen der hiesigen Hochschule einen kleinen Genre-Wechsel zum Punk beschlossen. Fortan nannten sie sich Pom Poko – nach einem gleichnamigen Studio Ghibli-Film über Marderhunde mit übergroßen Hoden, veröffentlichten 2019 ihr Debüt Birthday und heimsten neben Lob von NME, DIY und Co. damit gleich eine Nominierung für den norwegischen Musikpreis ein.

Und genau wie beim Lesen dieser Einführung stutzt man auch beim Hören des frisch veröffentlichten Nachfolgers Cheater: „absolut verwirrende Vibes, aber ziemlich geil to be honest“ lautete folgerichtig die Reaktion eines Bekannten, den ich mit einer Vorab-Single ködern wollte. Denn das Etikett „Punk“ reicht vielleicht für die Attitüde, den schnarrenden Bass (Jonas Krøvel) oder die vorbildlich geschrammelten Refrains von Brettern wie My Candicacy, das die Band in drei Stunden Studio unter Dach und Fach brachte. Sobald die krächzende Gitarre (Martin Miguel Tonne) dagegen auf den zuckersüßen Gesang Ragnhild Fangels trifft und uns die Tempowechsel um die Ohren fliegen, scheint es mit der Einfachheit vorbei zu sein.

Aber keine Sorge, jedes noch so verworrene Arrangement findet sich rechtzeitig zu einem wuchtigen Chorus zusammen. Ob Like A Lady oder Look – im entscheidenden Moment schneidet das Quartett alle Fäden radikal ab und lädt seine multiplen Persönlichkeiten zum inneren Moshpit ein. Auf die echten Konzertmassen, an denen Pom Poko normalerweise ihr Material austesten, musste die Band beim Entstehungsprozess dieses Mal leider verzichten. Umso mehr Zeit blieb ihnen für die Feinheiten, die an allen Ecken und Enden hinter dem Spaßpunk-Haudrauf hervorblinken: Da ist Danger Baby, das erst sanft heranschwebt und dann auf Ola Djupviks pulsierendem Drumbeat davontanzt, der mehrstimmige Gesang von Body Level oder der feine Spannungsaufbau in Baroque Denial. Kurz gesagt: dicke Eier, aber ausgefuchste Konstruktion – zusammengehalten von eingängigen Melodien, die einem nicht aus dem Kopf gehen wollen (Andrew).

Bei näherem Hinhören verwirrt es also gar nicht mehr, dass dieses Feuerwerk von Band so einen leuchtenden Start hinlegte. Mit Cheater beweisen die vier NorwegerInnen jetzt, dass noch einiges von ihnen zu erwarten ist. Ganz ehrlich? Ziemlich geil.

Pom Poko – Cheater
VÖ: 15. Januar 21, Bella Union
www.pompoko.no
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