DAVID DIOP – Nachts ist unser Blut schwarz

Alfa Ndiaye ist Soldat im Ersten Weltkrieg. Er kämpft an der Seite der Franzosen gegen die Deutschen. Von den Kameraden wird er „Schokosoldat“ genannt. Gemeinsam mit seinem Kindheitsfreund erträgt er die grausamen Umstände in den Schützengräben, doch eines Tages passiert das Schreckliche – sein Freund wird von einem deutschen Soldaten schwer verwundet. Alfa ist in dieser Zeit bei seinem Freund und muss zuschauen, wie dieser in seinen Armen verblutet. Wut und Rache packen den Soldaten und wie ein Wahnsinniger zieht er von nun an über das Schlachtfeld. Er bleibt länger in dem undurchschaubaren Kriegsgebiet und kommt jeden Abend mit einem Gewehr des Feindes samt abgetrennter Hand zurück in den Graben. Zunächst wird er von den anderen Kollegen gefeiert, doch immer mehr setzt auch bei seinen Verbündeten die blanke Panik über die Raserei von Alfa ein. 

Nachts ist unser Blut schwarz ist der Gewinner des Booker Prize 2021 und entfaltet beim lesen eine archaische Wucht, die zuweilen faszinierend, aber auch äußerst verstörend ist. David Diop beschreibt die verhängnisvollen Tage Alfa Ndiayes in vielen Wiederholungen. Fast schon wie ein Gedicht liest sich der Roman und lässt einen dabei an der Innenwelt des Protagonisten teilhaben. Rein inhaltlich passiert dann leider aber nicht sehr viel. Der Roman ist viel mehr eine innerliche Gefühlsreise als eine Erzählung. Die Übermittlung der Gefühle funktioniert dabei unglaublich gut. Der stetige Stakkatostil lässt einen die Unruhe der Zeit, die Schrecken des Krieges und das Grauen Alfa Ndyiayes hautnah mitfühlen. Strengt aber dabei ungemein an.

Die beschriebene Grausamkeit ist nichts für jedermann. Der Autor beschönigt nichts, die Gewalttaten, der Umgang mit dem Tod und das entstandene Elend der Soldaten wird ohne Filter dargestellt. Jeder Satz strotzt nur so vor der Darstellung dessen, zu dem der Mensch in seiner dunkelsten Stunde fähig ist. Damit wird das Buch einerseits zu einem Mahnmal gegen die Grausamkeiten des Krieges, gleichzeitig aber wird die Lektüre an vielen Stellen zur Tortur.

Nachts ist unser Blut schwarz ist ein wichtiges Buch über einen schon fast vergessenen Krieg. Zeigt Abgründe auf, schildert aber auch die schrecklichen rassistischen Missstände. Erzählerisch wird einem als Leser viel abverlangt und man bleibt an oft unschlüssig zurück. Das Buch beschäftigt aber noch lange nach Beendigung der Lektüre.

David Diop – Nachts ist unser Blut schwarz
VÖ: 13. September 2019, Aufbau Verlag
Hardcover, 160 Seiten
ISBN: 978-3351037918

Tobias

Tobias ist 31, Schwabe aus Überzeugung, trägt aus Prinzip keine kurzen Hosen. Liebt Musik, Bücher, Filme und Schnitzel.

Mehr erfahren →