LAMB – Filmkritik & Verlosung


Foto-© Lilja Jonsdottir // Koch Films

Das ist kein Kind, das ist ein Tier!

(Pétur – Lamb)

Für einen Menschen ohne eigenen Nachwuchs ist der Verlust eines Kindes ein unvorstellbarer Schmerz. So ein Schicksal trifft weltweit viele Eltern und vor allem das ungewollte Ende einer Schwangerschaft ist in unserer Gesellschaft ein Tabuthema. Regisseur Valdimar Jóhannsson versucht mit seinem Film Lamb das Tabu aufzubrechen und driftet dabei in eine mehr als merkwürdige Welt ab.

Abgeschieden in den Bergen Islands versuchen Maria (Noomi Rapace) und ihr Mann Ingvar (Hilmir Snær Guðnason) eine traurige Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich auf ihre kleine Schafherde zu konzentrieren. Ohne wirklichen Dialog wird vor allem durch die Blicke von Maria suggeriert, dass in ihrer Vergangenheit etwas Tragisches passiert sein muss. Was das ist, darüber werden die Zuschauer:innen nicht aufgeklärt. Jóhannsson scheint sowieso nicht viel Wert auf Kontext zu legen und so betrachten wir das träge Treiben zweier Menschen und rund 50 Schafen für einen endlos wirkenden Zeitabschnitt.

Das monotone Leben von Maria und Ingvar wird dann jedoch unterbrochen, als eins der Schafe ein Lamm gebärt, dessen Körper der eines Babys ist und nur Kopf und der rechter Arm sind noch anatomisch von einem Schaf. Offensichtlich ist dieses Wesen ein Symbol, ein Hirngespinst der beiden, aber ganz ehrlich. Was zur Hölle? Anstelle das Lamm bei seiner Mutter zu lassen, ziehen es Ingvar und Maria wie ihr eigenes Kind groß und ab jetzt wird es schwierig, noch irgendeiner Handlung zu folgen.

Daher fällt es auch schwer, Lamb mit einer Bewertung zu versehen. Es fühlt sich an, als würde man ein Kunstwerk betrachten – jedoch eins, dass es einem schwer macht, großes Gefallen daran zu bewirken. Trotzdem ist es Kunst – nur eben keine schöne. Valdimar Jóhannsson nimmt sich hier eines wichtigen Themas an und zeigt, was für einen Schmerz Eltern eines verstorbenen Kindes durchleben müssen. Aber seine unglaublich merkwürdige Art es zu erzählen nimmt dem Ganzen sein Tiefe. Wer sich fast zwei Stunden ein performatives Kunstwerk anschauen und darüber sinnieren möchte, wofür ein Mensch/Schaf/Baby-Hybrid stehen kann, ist hier genau richtig. Alle anderen werden nur mit einem großen Fragezeichen auf der Stirn zurückgelassen.

Dýrið (ISL 2021)
Regie: Valdimar Jóhannsson
Darsteller: Noomi Rapace, Hilmir Snær Guðnason, Björn Hlynur Haraldsson, Ingvar Eggert Sigurðsson
Heimkino-VÖ: 28. April 2022, Koch Films

In Kooperation mit Koch Films verlosen wir zum Heimkino-Start von Lamb zwei Mal die Blu-ray zum Film! Ihr wollt gewinnen? Dann schickt uns bis zum 29. April eine Mail mit dem Betreff “Lamb” sowie eurer Adresse an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr schon bald Post von uns in eurem Briefkasten!

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Julius Tamm

Hat irgendwas mit Medien studiert, schaut gerne Filme und schreibt auch noch drüber. Autor bei bedroomdisco, FRIZZ Darmstadt, hr-iNFO Online und hessenschau Social Media.

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