COME ON, COME ON – Filmkritik & Verlosung


Foto-© DCM

Was ist normal?

(Jesse – Come On, Come On)

Johnny (Joaquin Phoenix) arbeitet für’s Radio. Dort interviewt er derzeit Kinder in verschiedenen Gegenden und ihre Ansichten über ihre und die generelle Zukunft. Als seine Schwester Viv (Gaby Hoffmann) sich um ihren kranken Ehemann, der in einer anderen Stadt lebt, kümmern muss, bittet sie Johnny auf ihren Sohn Jesse (Woody Norman) aufzupassen. Aus den ursprünglichen zwei Tagen wird schnell mehr, so dass sich Johnny und Jesse näher kennen lernen müssen. Daraus entwickelt sich eine Art Road Movie der herzlichen, aber auch philosophischen Art.

Dabei ist Come On, Come On ein typischer Mike Mills-Film (Thumbsucker, Beginners, Jahrhundertfrauen). Die Erzählung erfolgt sehr ruhig. Es gibt wenig hektische Szenen, die Kamera ist stets ruhig, und durch die durchgängige schwarz-weiß Optik, wirkt der Film von Anfang an nostalgisch. Es wird keine zusammenhängende Geschichte erzählt, sondern die Tage, die Johnny mit Jesse verbringt und diese mit verschiedenen Stationen verknüpft. Dadurch bekommt der Film einen leichten Road Movie Charakter. Durch die längere Abwesenheit der Mutter muss Jesse Johnny auf seiner Arbeit begleiten. Und so erfährt man, wie sich die Beziehung zwischen Onkel und Neffe auf jeder der Stationen entwickelt. Durch die besondere Art des Jungens stellt sich Johnny auch immer wieder sich selbst und auch die Beziehung zu seiner Schwester wird in einem neuen Licht betrachtet.

Dabei entstehen nicht nur durch das Miteinander der beiden immer wieder nachdenkliche Themen. Der Film greift immer wieder Ansichten der Interviewpartner von Johnny auf und ihre Ansichten auf die Zukunft. Dies sorgt für einen philosophischen Einfluss auf Themen wie Einsamkeit, die Kluft zwischen Arm und Reich, die Entwicklung von Städten wie New Orleans oder Detroit und das Verhältnis zwischen Erwachsenen und Kindern. Dabei will der Film nicht belehren, sondern zeigt einfach nur auf.

Trotzdem trägt vor allem die Harmonie zwischen Johnny und Jesse den Film. Obwohl es eine Geschichte über einen Erwachsenen und ein Kind ist, begegnen sich beide auf Augenhöhe. Joaquin Phoenix brilliert in seiner Rolle und man merkt ihm den Spaß an der Arbeit mit Woody Norman an. Er beweist auch in seiner ersten Rolle nach dem Joker, warum er den Oscar verdient hat. Selten sieht man Schauspieler, die in so vielen verschiedenen Rollen funktionieren, weil man das Gefühl hat, er schauspielert nicht, sondern lebt die Rolle und füllt sie völlig aus. Das Gefühl hat man auch bei Woody Norman. Und auch Gaby Hoffmann sorgt durch ihre Mimik und Gestik für ein Highlight in jeder ihrer Szenen.

Ein herzlicher, ruhiger Film, der viel über das Leben philosophiert, dabei aber nie zu ernst oder belehrend ist. Dabei entwickelt sich zwischen den beiden Figuren eine Beziehung, die auf ihrer eigenen Art und Weise einfach nur schön und besonders ist. Selten sieht man solch eine Kinderrolle, welche auf der Augenhöhe des Erwachsenen ist und einem dadurch eine andere Welt zeigt.

C’mon C’mon (USA 2021)
Regie: Mike Mills
Darsteller: Joaquin Phoenix, Woody Norman, Gaby Hoffmann, Scoot McNairy
Heimkino-VÖ: 19. August 2022, DCM

In Kooperation mit DCM verlosen wir zum Heimkinostart von Come On, Come On jeweils eine Blu-ray und DVD zum Film! Ihr wollt gewinnen? Dann schickt uns bis zum 2. September eine Mail mit dem Betreff „Come On + Blu-ray oder DVD, je nachdem, was ihr gewinnen wollt“ und eurer Adresse an gewinnen@bedroomdisco.de und mit etwas Glück habt ihr schon bald Post von uns in eurem Briefkasten!

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Patrick Freitag

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