SHITNEY BEERS – This is Pop


Foto-© Sebastian Igel

I think I’ve seen you before
Your clothes all over my floor
You kiss me so good it hurts
And now I want more

I know what’s under your skirt
I know what’s under your shirt
It’s time to get together
And play in the dirt

(Shitney Beers – Pop Queen)

Wenn eine Künstlerin mit dem Alias Shitney Beers ihr Debütalbum Welcome to Miami nennt, wie heißt dann das Zweitwerk? Richtig, This is Pop! Denn was soll es sonst sein, wenn man mit diesen Aufmerksamkeit erhaschenden Namen und Albumtiteln um die Ecke kommt, ein Konzert nach dem anderen spielt und eingängige Songs schreibt, die sich um Erwachsenwerden, Weltschmerz und Beziehungschaos drehen? Kein Wunder, dass es ausgerechnet die berühmten Hamburger Pop Labels Zeitstrafe und Grand Hotel van Cleef sind, die sich für die Veröffentlichung des Zweitwerks zusammen getan haben.

Hinter Shitney verbirgt sich Maxi Haug, eine Halbkanadierin, die sich – Achtung, schon wieder Pop – von der Popakademie Mannheim verabschiedet hat, um sich auf das Songschreiben zu konzentrieren. Und das klappt, denn tatsächlich sind die neuen Songs noch eingängiger, lassen sich wunderbar Mitsingen oder bieten sich freundlich an sich darin zu vergraben. This is Pop!

Nach dem klanglich vorsichtigen aber lyrisch sehr direkten Opener Advice Song, hat HunSoLow dann sogar ganz viel Pogo Potential, denn ja auch das darf bei einem guten Popkonzert heute nicht fehlen. Dieser plötzliche und ab und zu wiederkehrende Ausbruch tut dem sonst insgesamt weiterhin sehr ruhigen Sound von Haug gut. Wie auch bei Pop Queen feat. Elena Steri, der mit seiner Synthmelodie im Refrain an kommerziell erfolgreichen US-College Grunge erinnert und ja, wie Shitney wahrscheinlichen sagen würde, irgendwie „ballert“. Zum vorläufigen Höhepunkt kommt es mit Peaches Style und der wundervollen Zeile „And I’ve tried to fuck the pain away, peaches style“. Sanft instrumentiert mit Drums, und gleißender E-Gitarre, ist auch das wie eine Skizze eines möglicherweise großen Popsongs, nur eben ohne die kommerzielle Note, den unnötigen Kitsch bzw. die kostspielige Glanzproduktion. Aber auf so vielen Ebenen könnte er es sein, ein Pop-Hit.

Diese großen Nummern, zu denen auch das schöne Callisto gehört, wechseln sich ab mit den an das Debütalbum erinnernden gezupften Akustiksongs, die manchmal immer noch so klingen, als wären sie schnell auf dem Sofa im Schneideritz aufgenommen worden (Cast). Und letztlich sind es grade die, die den Blick auf das neue Sternchen am Pophimmel viel klarer machen: Unmittelbarkeit, Nähe und eben keine glattpolierte Oberfläche, dafür eine berührende Stimme. Vielleicht war der Schritt weg von der Popakademie ja genau der richtige…?

Aber jetzt mal vermeintliche Talentschmieden und all die ironischen Namen, Titel und Anspielungen hin oder her, Shitney Beers ist mit This is Pop das zweite Album geglückt, das macht Spaß, das klingt schön, das ballert!

Shitney Beers – This is Pop
VÖ: 9. Dezember 2022, Grand Hotel van Cleef
https://shitneybeers.bandcamp.com
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YouTube video

Christian Weining

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