ALIENOID – Filmkritik


Foto-© Capelight Pictures

Lass uns die Zeit wechseln.

(Broker – Alienoid)

Aliens, gefangen im Körper von Menschen im Jahre 2022, ein Schwertkämpfer auf der Suche nach einem göttlichen Dolch im mittelalterlichen Korea der Goryeo Dynastie, Cyborgs, Raumschiffe, Magie, Zeitreise und im Zentrum ein kleines Mädchen und eine junge Frau.

Willkommen in dem abgefahrenen Mix des koreanischen Action-, Sci-Fi-, Wushu-, Comedy-Films Alienoid. Genauer gesagt im ersten Teil des über 13 Monate gemeinsam gefilmten Zweiteiler, denn Alienoid endet nach fast zweieinhalb Stunden auf einem absolut aus dem nichts kommenden Cliffhanger. Man könnte denken, dass gleich zwei Filme von epischer Länge bei solch einer bunter Genremischung gewagt sind, tatsächlich fühlt sich der unterhaltsame Filme aber sehr durchkalkuliert an. So ist zwar für wirklich jeden etwas dabei und alles ist budgetär auf absolutem Hochglanz poliert, es bleibt aber auch alles etwas oberflächlich. So kommen in den besten Szenen, die in der Vergangenheit spielen, zwar wohlige Erinnerungen an Klassiker wie A Chinese Ghoststory durch, die Finesse eines Crouching Tiger, Hidden Dragon oder Hero wird aber lange nicht erreicht. Die Sci-Fi Elemente hingegen sind im Guten wie auch im Schlechten auf Marvel Niveau und im Marvel Stil. Tatsächlich fühlt sich der Roboter im Zentrum der Handlung sehr nach Iron Man an, während die Action rund um Raumschiffe und Aliens auch in einem Guardians of the Galaxy-Teil gut aufgehoben wäre.

Die größte Stärke des Films ist bei all den mal mehr mal weniger gut zusammen kopierten Elementen, dass es tatsächlich am Ende inhaltlich wie auch vom Pacing und Stil her funktioniert. Kein geringer Erfolg bei einem Film, der quasi alles, was cool ist zusammen geschmissen hat. Andere wie Zack Snyder in Sucker Punch sind an diesem Anspruch glorreich gescheitert. Ohne jetzt die ganze koreanische Filmewelt über einen Kamm scheren zu wollen, liegt dies sicher nicht zuletzt an der Eigenheit, dass im koreanischen Kino grundsätzlich Filmgenres wild gemischt werden. Publikum wie Regisseure und Schauspieler sind es schlicht gewohnt, dass auf harte Action oder Drama eben eine Slapstickszene folgen kann.

Für alle, die sich drauf einlassen können, bietet Alienoid endlich mal alles, was Kino so kann in einem und gut! Da ergibt es dann sicher auch Sinn, dass die Story studioseitig in zwei Teile geschnitten wurde, denn falls in Teil zwei noch mehr dazu kommen sollte, würde es vielleicht doch zu viel des Guten. So wird man aber nahezu ohne Längen mit knalliger koreanischer Action unterhalten und kommt erst aus dem Staunen kaum heraus. Zunächst über das, was da alles passiert und später darüber, dass es sich sogar inhaltlich sinnvoll zusammenfügt.

Alienoid (KR 2022)
Regie: Dong-hoon Choi
Besetzung: Yoon Byung-hee, Lee Dong-Hee, Kim Eui-sung, Shim Dal Gi, Lee Hanee, Baek Hyun-joo, Yoo Jae-myung, Yoon-woo Jang, Dae-Myung Kim
Heimkino-VÖ: 20. Januar 2023, Capelight Pictures

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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