KNOCK AT THE CABIN – Filmkritik


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I will ask for the last time. Will you make a choice?

(Leonard – Knock at the Cabin)

Eine Familie, bestehend aus Andrew (Ben Aldridge), Eric (Jonathan Groff) und deren Adoptivtochter Wen (Kristen Cui), hat sich ein abgelegenes Häuschen an einem Waldsee in New Hampshire nicht unweit der Grenze zu Kanada für einen Urlaub ausgesucht. Die siebenjährige Wen sammelt vor dem Haus Grashüpfer, als Leonard (Dave Bautista) auftaucht. Entgegen den Anweisungen ihrer Väter lässt sich Wen auf eine Unterhaltung ein. Es stoßen bald drei weitere Fremde dazu und plötzlich nimmt Wen die Bedrohung wahr, doch zu spät, die Familie wird als Geisel genommen. Spätestens als die Fremden anfangen von einer Apokalypse zu sprechen wird klar, dass sie nicht umsonst seltsam altertümliche Waffen mit sich tragen und entsprechend farbkodierte Oberteile anhaben: es handelt sich um die vier Reiter der Apokalypse. Vielleicht sind die Pferde sogar auch noch irgendwo. Jedenfalls haben sie für sich entschieden, dass ihre Mission echt ist: sie müssen Andrew, Eric und Wen davon überzeugen, ein Familienmitglied freiwillig zu opfern, um die Welt zu retten.

Wenn M. Night Shyamalan einen Film ankündigt, sind wir sofort dabei, aber mit gleichen Maßen Freude und Angst: wird er gut oder schlecht? Für Knock at the Cabin fährt er sein ganzes Können auf. In 35 mm mit alten Kameras und Objektiven gedreht, bekommen wir schöne Nahaufnahmen, Kamerafahrten, Dutch Angles, Dolly Zooms uvm. zu sehen. Zusammen mit den phänomenalen Schauspielern – und einem unheimlichen Soundtrack steigert er die Intensität bis zum Anschlag und lässt nicht ab, wie es sich für einen Home Invasion Thriller gehört. Selbst die für ihn typisch hölzernen Dialoge passen dieses Mal fein dosiert, zu den unfreiwillig rekrutierten Wahnsinnigen. Die Gewaltspitzen sind trotz der hohen Altersfreigabe implizit und gerade deswegen noch grausamer; ein Hoch auf Soundeffekte und die Vorstellungskraft.

Shyamalan hat sich mit dem Buch Cabin at the End of the World von Paul Tremblay eine Vorlage ausgesucht, die in ihren groben Zügen nicht verbesserbar ist. Die Unterschiede zwischen Buch und Film werden wie immer manche enttäuschen, manche nicht. Für uns war das Szenario spannender, als es darum ging, was fanatische Überzeugungen, Gruppendelusionen, religiöse Texte und der vierundzwanzig Stunden Nachrichtenzyklus anrichten können. Denn letztendlich ist das berühmte Weichensteller-Dilemma bzw. Trolley-Problem langweilig und nichtssagend, weil es zu konstruiert ist und auf reine Emotionalität der Involvierten hinausläuft. Die Frage, ob wir an einen Gott glauben sollen, der so handelt, wird auch nicht gebührend behandelt.

Was bleibt, ist wie so oft das selbstfinanzierte Resultat von Shyamalans eigensinniger, unfehlbaren Spürnase für profitable Kinofilme, wobei es ihm egal ist, wem sie gefallen und aus welchen Gründen. Der einzelne Kinobesucher trägt selbst das beträchtliche Risiko bei der Entscheidung, den Film zu sehen.

Knock at the Cabin (USA CAN 2023)
Regie: M. Night Shyamalan
Besetzung: Dave Bautista, Jonathan Groff, Rupert Grint, Nikki Amuka-Bird, Ben Aldridge, Abby Quinn, Kristen Cui
Kinostart: 09. Februar 2023, Universal Pictures International Germany

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