BED REST – Filmkritik


Foto-© TOBIS Film GmbH

Try to relax, you won’t be alone in your room.

(Dr. Meadows – Bed Rest)

Julie (Melissa Barrera) ist im 8. Monat schwanger. Das perfekte, frisch erworbene, abgelegene Landhaus wird gerade grundsaniert und Ehemann Daniel (Guy Barnet) kümmert sich herzallerliebst um sie. Doch plötzlich holen sie alptraumhafte Visionen aus ihrer Vergangenheit ein, es ergeben sich Probleme bei der Schwangerschaft und sie wird zu absoluter Bettruhe für die restliche Dauer eben jener gezwungen. Mit viel zu viel Zeit in dem abgelegenen Haus, wird sie zusehends von Angstzuständen geplagt und befürchtet zum einen, dass ihre ältere Hebamme Delmy Walker (Edie Inksetter) und ihr Mann gegen sie konspirieren, vielmehr jedoch, dass ihr Haus mit einem Fluch belegt ist.

Die komplette Cast im Kern hat schon Horrorfilmerfahrung. Melissa Barrera spielte in den beiden letzten SCREAM Filmen auf, Guy Barnet spielte in dem Jacob’s Ladder Remake von 2019 mit, Edie Inksetter war in Saw – Spiral und sogar Erik Athavale, der Schauspieler von Dr. Meadows, war in Orphan: First Kill mit dabei. Entsprechend routiniert folgen die Schauspieler dem Plot, der mehr oder weniger dem Muster von Rosemarys Baby entspricht, in dem die Mutter zusehends isoliert ist, da sie als einzige von dem vermeintlich Übernatürlichen heimgesucht wird. Der Dramaturgie kommt dabei zugute, dass auch die Chemie zwischen dem Ehepaar stimmt und die Entfremdung somit umso mehr schmerzt. Leider ist der Film trotz auf seiner 90 Minuten Punktlandung selten so herrlich pointiert wie der Trailer. Hier zeigt sich vermutlich, dass Regie-Debütantin Lori Evans Taylor anders als ihre Cast eben noch keine hinreichende Erfahrung hat. So gibt es zwar ein bis zwei Szenen, in denen die beruhigenden Standardphrasen, die sich Schwangere immer wieder anhören müssen, ad absurdum geführt, aber wirklich schwarzhumorig wird es nicht. Ebenso ist der Horror sehr reduziert und bricht so richtig erst im Finale aus. Das ist bei Rosemarys Baby zwar auch so, aber dort gibt es eben noch eine sehr spannende Sozialstudie, während ein irgendwie geartete weitere Ebene bei Bed Rest leider komplett fehlt. Natürlich muss sich nicht jeder Horrorfilm dem Arthouse Genre anbiedern aber wenn schon der Horror selbst reduziert ist und es um ein an sich sehr ernstes Thema geht, dann wäre etwas mehr tiefe wünschenswert.

Auch deshalb ist klar, Bed Rest ist ein Film, der sich an ein Publikum richtet, bei dem das Thema Schwangerschaft, Kindesverlust und Geburt noch etwas abstraktes, weit entferntes ist. Für dieses jüngere Publikum ist der seichtere Horror und die eher oberflächliche Behandlung der an sich sehr ernsten Thematik und die charmanten, ebenfalls noch sehr jungen Schauspieler perfekt. Ein guter Einstieg in das Sub-Genre, erfahre Horrorfans können ihn aber auslassen.

Bed Rest (USA/CAN 2022)
Regie: Lori Evans Taylor
Besetzung: Melissa Barrera, Guy Burnet, Edie Inksetter, Sebastian Billingsley-Rodriguez, Erik Athavale
Kinostart: 15. Juni 2023, TOBIS Film

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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