bar italia – Tracey Denim


Foto-© Simon Mercer

Go get it back and he won’t kill you now
And even if he dies, he won’t free you now

Come here, join me in the silence
We need undoing to set us free
Forget about the man that stole your dream
‘Cause that was just the way it seemed

(bar italia – Nurse!)

Eine Band, die öffentlichkeitsscheu ist und trotzdem beim großen Matador Records landet und in Deutschland als nicht mehr so geheimer Geheimtipp aus UK gehandelt wird? Das sind bar italia. In den letzten zwei Jahren veröffentlichte das Londoner Trio zwei Alben, eine EP und mehrere Singles auf Dean Blunts World Music Label. Vielmehr ist über die Band nicht bekannt. Schnell rätselte man in der Szene der britischen Hauptstadt über die einzelnen Bandmitglieder, während sich ihre Musik wie ein Lauffeuer verbreitete. Inzwischen ist bekannt, dass es sich bei bar italia um Jezmi Tarik Fehmi und Sam Fenton (von Double Virgo) und Nina Cristante handelt. Vielmehr wissen wir auch mit Erscheinen ihres inzwischen dritten Albums Tracey Denim bei besagten Matador Records nicht. Außer, dass sie verdammt gute Songs schreiben können.

Diese bewegen sich mit ihrer Schroffheit und dem DIY-Charakter zwischen Lo-Fi, Post-Punk und New-Wave-Einflüssen. Eher leise als laut, eher langsam als schnell, eher eindrücklich als flach – auf Tracey Denim wartet an jeder Ecke ein Klangerlebnis, das in seiner Lässigkeit an Bands wie Dry Cleaning denken lässt. Allerdings liegt die Stärke der Band nicht unbedingt in perfektem Gesang. Ganz im Gegenteil: Der noch einmal aufpolierte Sound von bar italia besticht durch das Zusammenspiel der drei wenig aufpolierten Stimmen, die sich auf nahezu jedem Track abwechselnd an Themen wie Angst, Einsamkeit und unerwiderter Liebe abarbeiten. Das ist charmant und nahbar. Getragen wird das Album jedoch von den weichen Basslinien, cleveren Akkordfolgen und der vermittelten Authentizität. Zu Höchstformen läuft das Trio im Zusammenhang mit New-Wave-Anleihen wie in changer und Clark auf. Darüber hinaus besticht Tracey Denim mit einer neuen Vordergründigkeit der Gitarren. So bei der Post-Punk-Ballade Nurse!, dem lässigsten Stück der Platte über eine unangenehme Begegnung auf einer Party. Auf yes i have eaten so many lemons yes i am und maddington kann man hören, wie spannend Dissonanzen sein können.

Die Band hat 15 Songs in knapp 44 Minuten gepackt, an nicht allen bleibt man hängen. Trotzdem bietet Tracey Denim eine neue Sicht auf Altbekanntes und hat mit einer Entwicklung zu klareren Sounds nichts an Nonchalance eingebüßt. Eine Platte und eine Band, über die man sicher auch in Zukunft noch sprechen wird.

bar italia – Tracey Denim
VÖ: 19. Mai 2023, Matador Records
www.baritaliaa.com/home
www.instagram.com/baritaliaa

bar italia Tour:
16.11.23 Schorndorf, Manufaktur
18.11.23 Hamburg, Molotow Skybar
19.11.23 Berlin, Lido
22.11.23 Frankfurt, Tanzhaus West

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