SUNYEARS – Come Fetch My Soul!


Foto-© Christine Jacobsson

Rain for three nights and three days
It’s a dog’s life, master won’t You let me stay in?
I’m Your puppy, wet and cold
You should be so lucky, ’cause I always stay real close

Eighteen long years, best of friends
Have to leave now
But I watch out for You from heaven
When the sun’s up I’ll be out!

(SunYears – A Dog’s Life)

Der eigene Großvater, der treue Hund, das tägliche Leben mit seinen kleinen Aufs und Abs – und dann noch der Traum, die Everly Brothers zu treffen: Es sind sehr persönliche, sympathische und öfters auch anrührende Geschichten, die Peter Morén auf seinem Quasi-Soloalbum unter dem Moniker SunYears erzählt. Wenn es jetzt nicht sogleich Klick machen sollte beim Namen dieses Singer-Songwriters aus Schweden: Er ist Frontmann von Peter Bjorn and John, einem lang bewährten Indiepop-Trio mit manchen Erfolgen (Young Folks) und einigem Renommee in der internationalen Musikwelt.

Schon das Albumcover verweist nostalgisch auf Moréns Wurzeln: eine bäuerliche Szene aus dem Schweden des Jahres 1920 (mit besagtem Großvater Erik Axel als Kleinkind ganz rechts) – man fühlt sich sofort an Astrid Lindgrens Bullerbü-Idylle erinnert. Das passt ganz gut zum ersten SunYears-Album Come Fetch My Soul!, das zweifellos zu den Folkpop-Juwelen dieses Sommers gehört. Weil die Texte teils beschaulich und “rustikal”, aber nie bieder sind. Und weil die Musik, die Morén hier mit einigen befreundeten Musikern und diversen Promi-Gästen spielt, sehr variationsreich und stets von erlesener Qualität ist.

Schon der Titelsong ließ vor einigen Wochen für das Longplayer-Debüt von SunYears viel erhoffen. Prächtige Vocals von Morén und der Countrypop-Sängerin Jess Williamson, eine federleichte Melodie und – immer stärker in den Vordergrund rückend – ein episches Gitarrensolo, das an die kühnen, gleichwohl stets songorientierten Saitenkünste von Wilco-Mann Nels Cline denken lässt. “Ich wollte, dass die Aufnahme diesen breit angelegten, cineastischen, offenen Vibe hat, den ich in meinem Kopf gehört hatte. Und ich bekam einen verzerrten Gitarren-Sound hin, auf den ich stolz bin”, erklärt Morén in seiner Track-by-Track-Analyse, die bei Bedroomdisco an anderer Stelle in großem Umfang und im englischen Original nachzulesen ist.

Damit haben SunYears – neben Sänger/Gitarrist/Multiinstrumentalist Morén noch Daniel Bengtsson an Gitarre, Bass und Pump Organ, Nino Keller an den Drums und Andreas Nordell am Bass – ihr Pulver aber zum Glück noch lange nicht verschossen. Lieder, in deren DNA der perfekte Sixties-Pop der Beatles, der soulige Eighties-Gitarrenpop von Aztec Camera und The Housemartins oder der Psychedelic Pop von Love und deren legitimen Nachfolgern Shack zu finden sind, begeistern ebenso wie der bärenstarke Opener Come Fetch My Soul!. Und in Last Night I Dreamt That I Met Phil & Don bedient sich Morén – wie oben angedeutet – tatsächlich bei den legendären Everlys.

Auch textlich hat der Schwede viel zu bieten. So sei Day To Day Way ein Lied über die notwendige Wertschätzung für das tägliche Leben mit seinen ganz banalen, guten Dingen, sagt Morén im Track-by-Track: “In die Augen deines Kindes zu schauen und nur dankbar zu sein. Die meisten von uns haben so viel, für das sie dankbar sein sollten, und motzen doch so viel rum. Ich weiß natürlich, dass ich das auch tue.”

Granddad’s Song, ein Duett mit dem kanadischen Songwriter-As Ron Sexsmith, hat den Opa aus Moréns Kindheit zum Thema. “Er hat mir Geschichten aus den alten Zeiten erzählt, und wir spielten zusammen Geige. Ron ist zwar nicht mein Großvater, aber es ergab einfach perfekten Sinn, seine machtvolle Stimme meine Worte und Melodien singen zu hören. (…) Zumindest fühlt er sich jetzt wie mein großer Bruder an.”

Ähnlich liebenswert privat ist A Dog’s Life über die alternde und irgendwann hochbetagt sterbende Hündin Esther – Morén braucht für diese unaufdringlich bewegende Skizze nur wenige Textzeilen. Slipping Away pendelt zwischen Countrypop und Jazz, mit der bittersüßen Ballade These Quiet Tunes orientiert sich der Songschreiber nach eigener Aussage “ein bisschen an Damon Albarns großartigem Album Everyday Robots”.

Weitere Gäste sind Eric Johnson von Fruit Bats/Bonny Light Horseman sowie Kathryn Williams, Ren Harvieu und Ed Harcourt im hymnischen Abschluss-Track Wake Up!. “Es war diese Spiritualität des Singens mit anderen Menschen, die ich in diese Platte einbringen wollte”, sagt Peter Morén. “Zu sehen, wie andere Leute Musik machen, und in andere Umgebungen ein- und aufzutauchen, war wirklich inspirierend.”

SunYears – Come Fetch My Soul!
VÖ: 16. Juni 2023, YepRoc Records
www.facebook.com/SunYearsSongs

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Werner Herpell

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