OPPENHEIMER – Filmkritik


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I believe we did!

(Julius Robert Oppenheimer – Oppenheimer)

Oppenheimer ist der neueste Film von Christopher Nolan und erzählt die Geschichte von J. Robert Oppenheimer, dem Vater der Atombombe. Während des zweiten Weltkriegs, in einer Zeit, in der Nazi-Deutschland ebenfalls an der Atombombe arbeitet, wird Oppenheimer zu einer tragischen Figur, die in der eigens gebauten Wüstenstadt Los Alamos mit einem Team von Wissenschaftlern die erste Atombombe baut und damit unsere Welt verändert. Dabei erscheint der Film zu einer Zeit, in der Atomwaffen und ihre Bedrohung durch den Angriffskrieg Russlands wieder aktuell sind, was den Film noch einmal anders wahrnehmbar macht.

Damit kehrt Nolan zumindest auf dem Papier zu einem ruhigeren Thema zurück und zu seinem ersten autobiographischen Film. Nolan wäre jedoch nicht Nolan wenn er nicht trotzdem mit Zeitlinien spielen würde und so spielt der Film gleichzeitig auf mehreren Zeitebenen, die teilweise hektisch wechseln. Dennoch wirkt dies nicht willkürlich, sondern folgt einem Muster. Hauptfokus des Films ist nämlich die titelgebende Person Oppenheimer. Anders als man vielleicht erwarten würde, liegt der Fokus damit nicht allein auf der Forschung und dem Bau der Atombombe, sondern in den Ansichten und Handlungen des Menschen.

Den Rahmen des Films bildet dabei eine Verhandlung. Sie steht im Mittelpunkt und bei den erwähnten springenden Szenen wird immer wieder zu ihr zurückgekehrt. Dabei untermauern die jeweiligen Szenen Aussagen aus der Verhandlung. So bekommt man den Eindruck, dass man Teil einer Jury ist, die sich am Ende des Films selbst ein Urteil über Oppenheimer bilden kann. Dabei wird einem ein neutrales Bild vermittelt. Szenen, wie eine berühmte emotionale Pressekonferenz Oppenheimers, gibt es so im Film nicht. Für den Zuschauer wird sich an den neutralen und objektiven Akten der Verhandlung orientiert. Im Film geht es generell kaum um Emotionen, die nach außen getragen werden. Hier zeigt sich Cillian Murphys Stärke als Charakterschauspieler, da seine Gefühle vor allem durch Mimik und Gestik zum Ausdruck kommen. Oppenheimer ist ein ruhiger Mensch, der eher anhand von Fakten handelt und diese den Emotionen unterordnet. Nur in wenigen Momenten werden diese nach außen gekehrt. Und dann jedes Mal mit Wucht. Und natürlich versucht Nolan auch in diesem Film, einen mit seinem Sound aus den Sitzen zu pusten. Dieser ist gewohnt bombastisch und dreht vor allem auf, wenn es in Oppenheimer einen inneren Konflikt gibt. Der Sound und die Musik sind generell ein starker Begleiter mit einigen Highlights. So ist die Szene, die man am lautesten erwartet, doch ganz ruhig. Eine Szene, die so vielleicht Filmgeschichte schreiben wird.

Die Besetzung ist durchweg überzeugend, allen voran Cillian Murphy, der seit Batman Begins in fast jedem Nolan-Film eine Rolle gespielt hat und nun endlich eine Hauptrolle in einem großen Film bekommt. Aber auch fast jeder Nebendarsteller zeigt in diesem Film eine Glanzleistung. Bei Namen wie Robert Downey Jr., Matt Damon oder Emily Blunt fast kein Wunder, aber auch die kleineren Rollen bleiben im Gedächtnis. Nur ein deutscher Schauspieler hat in einem kurzen Auftritt die selbe Rolle wie immer und Florence Pugh wird in ihrer Rolle kaum Raum zur Entfaltung gegeben. Generell ist Nolan nicht gerade für gute Frauenrollen bekannt und das zeigt er auch in Oppenheimer wieder. Blunt als Mrs. Oppenheimer hat zwar ihren Moment (und der ist sehr stark), ansonsten sind weibliche Auftritte eher rar gesät.

Oppenheimer ist eine andere Art von Blockbuster, als man es gewohnt ist. Hier fehlen die Action und die ständigen Explosionen. Diese findet man jedoch im Schauspiel und der Inszenierung. Der größte Knall findet dann in der letzten Szene statt, die einen auch nach dem Abspann noch lange sitzen lässt, um das Gesehene erstmal zu verdauen. Schaut diesen Film.

Oppenheimer (USA 2023)
Regie: Christopher Nolan
Darsteller: Cillian Murphy, Emily Blunt, Matt Damon, Rami Malek, Robert Downey Jr., Florence Pugh, Kenneth Branagh
Kinostart: 20. Juli 2023, Universal Pictures International Germany

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Patrick Freitag

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