FAST & FURIOUS 10 – Filmkritik


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Everybody becomes Family. It´s like a cult with cars.

(Aimes – Fast & Furious 10)

Das Team um Dominic „Dom“ Toretto (Vin Diesel) muss sich mit schnellen Autos und fliegenden Fäusten gegen einen neuen Superschurken (Jason Momoa) verteidigen, der es sich zum Ziel gesetzt hat, Dom mit allen Mitteln und auf allen Wegen (und vor allem Straßen) zu vernichten.

Um den neuesten Teil der Fast & Furious-Reihe vollends genießen zu können, wäre die Sichtung der direkt vorangegangenen Teile nicht unbedingt verkehrt. Denn der Film beginnt schon im Prolog mit einer Rückblende zum fünften Teil, der maßgeblich den Meilenstein für die jetzige Manier der Reihe legte und aus modernen Carsploitationfilmen endgültig ein reißerisches Actionfilm- und sogar Heistfilm-Franchise erschuf. Und der Bezug zu vorangegangenen Filmen und die reißerische Action laufen im nunmehr zweistelligen Teil auf höchsten Touren. Es gibt zahlreiche Schauplatzwechsel, grelle Farben, dynamische Kamerafahrten, einen treibenden Soundtrack und ganz okaye CGI.

Dabei wird die Handlung so überschaubar wie möglich gehalten. Jason Momoa spielt eine explosive Mischung aus Captain Jack Sparrow und dem Joker und wirkt im Gegensatz zum stoischen und pathetischen Vin Diesel erfrischend. Besonders hervorzuheben ist der Kontrast zu Momoas einschüchternden physischen Figur, die hier nicht so bedrohlich wirkt wie der Charakter des Bösewichts, den er spielt. Seine Hintergrundgeschichte ist jedoch recht konstruiert, unter anderem hat er über zehn Jahre darauf gewartet, um sich Dom und seiner Familie von Superhelden, denn die physikalischen Gegebenheiten von Normalsterblichen tangieren Dom und Co. kaum, entgegenzustellen. Offenbar hat die Toretto-Familie solch eine hervorragende Arbeit geleistet, dass es keine Halunken mehr in ihrem Universum gibt, die es aufzuhalten gilt. Und wer einmal auf der anderen Seite gekämpft hat, der wurde augenscheinlich in die Familie aufgenommen oder befindet sich gerade im Adoptionsprozess. So findet auch ein rigoroses Schaulaufen vieler Hollywoodstars statt, die mal kurz für einen Dialog und/oder eine Prügelei in die Szene paradieren. Für die Geschichte ist das alles irrelevant, aber man freut sich bekannte Gesichter wiederzuerkennen und übersieht dabei gerne die absurden Szenenabläufe. Neben oder vielleicht auch wegen dem hohen Budget, wird dadurch ermöglicht, dass die Serie neben den Gesetzen der Physik auch allen anderen Gesetzen von Zeit und Raum trotzt, weshalb nach Belieben totgeglaubte Figuren wieder auftauchen oder bereits geschriebene Geschichte durch Rückblenden abgeändert wird. Retconning ist klar eine der Superkräfte des Toretto-Clans.

Für eingeschworene Fans der Serie ist Fast X sicherlich ein schöner Auftakt zum großen Finale. Das Motiv der Familie wird hier zum echten Herzstück und verkommt nicht zum Selbstzweck. Schließlich manifestiert sich mit Jason Momoa Doms größte Angst: die Familie, die er für seine größte Stärke hielt, wird nun angeblich zu seiner größten Schwäche. Ob sich die offensichtlich unrealistische Serie dabei zu ernst nimmt oder eben großes Spektakel, mit dem (muskulösen) Herzen am rechten Fleck, ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Auch der Cast ist sich dabei uneins und scheint dennoch, entgegen allen Streitereien im Hintergrund, immer wieder mit viel Spaß bei der Sache zu sein. Wie bei einer echten Familie eben.

Fast X (USA 2023)
Regie: Louis Leterrier
Besetzung: Vin Diesel, Jason Momoa, Michelle Rodríguez, Tyrese Gibson, Ludacris, Sung Kang, Nathalie Emmanuel, Alan Ritchson, Brie Lawson, John Cena, Jordana Brewster, Charlize Theron und viele viele mehr
Heimkino-VÖ: 24. August 2023, Universal Pictures Germany

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Helena Barth

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