TÁR – Filmkritik


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Lydia Tár (Cate Blanchett) dirigiert erfolgreich seit Jahren die Berliner Symphonie, was die Kulmination einer sehr breiten Anhäufung musikalischer Errungenschaften darstellt. Sie genießt hohes Ansehen, die (Musik-) Welt hängt an jedem ihrer Worte und verehrt ihr Oeuvre. Letztendlich wird Tàrs Narzissmus ihr zum Verhängnis, da sie zu oft ihre Macht ausnutzt.

Todd Field (Regisseur, Drehbuchautor, Produzent) liefert ein hohles Konstrukt aus fantasielosen Bildern, prätentiösen Plattitüden und vieldeutigen Aussagen ohne eigene Stellungnahme oder neue Erkenntnis. Es dauert über 90 Minuten, bis die Handlung ins Rollen kommt. Wie schon Christopher Nolans Oppenheimer zeigt Fields Tár keinerlei anschauliche Beispiele für das Ausnahmetalent der zentralen Figur, sondern speist uns lediglich mit Deklarationen Dritter ab. Field selbst sagte in einem Interview, dass der Beruf Lydia Társ irrelevant sei. Entsprechend oberflächlich ist offensichtlich Fields Wissen darüber, denn wir lernen nichts über die Musikwelt oder die Kunst des Dirigierens. Auch sei Tár von Anfang an als Mann konzipiert und geschrieben worden, was erklärt warum der Figur, nun da sie als Frau gecastet wurde, jede Nuance fehlt; Field hat einfach den Namen des Geschlechts geändert. Ebensowenig weiß Field mit Horrorfilm-Motiven umzugehen. Sie sind völlig fehl am Platz und führen wie alles andere zu nichts. Auf der Suche nach einem pointierten Ende verfällt Field zu allem Überfluss sogar noch einer peinlichen Demonstration von Orientalismus.

Der Film Tár kann noch so laut rufen, wie anspruchsvoll und intelligent er sei: letztendlich ist er eine langweilige, langatmige Leere.

Tár (USA 2022)
Regie: Todd Field
Darsteller: Cate Blanchett, Nina Hoss, Noémie Merlant, Adam Gopnik, Julian Glover, Mark Strong
Heimkino-VÖ: 17. August 2023, Universal Pictures

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