BUCK MEEK – Haunted Mountain


Foto-© Shervin Lainez

Before I lived here on this haunted mountain
I was walking through the valley on my own
Darkness all around me
I looked to the sky and saw you
Wreathed all around in a golden cloud

All of my life, I’ve been a rounder
Traveling across this green land
But now that I live here on this haunted mountain
I know I’m never coming down
No, I’m never coming down
I’m never coming down again

(Buck Meek – Haunted Mountain)

Eigentlich ist die Zeit der einflussreichen, stilprägenden Guitar Hero-Typen ja längst vorbei. Aber es gibt immer mal wieder Ausnahmen, weil manche Musiker – auch ohne breitbeiniges Mucker-Gehabe wie früher – doch noch neue Möglichkeiten für ihr Instrument mit den sechs Saiten finden oder ihm ein besonderes Flair verschaffen. Zu diesen Künstlern gehört Buck Meek, der neben seiner tragenden Rolle bei der Experimental-Folkrock-Band Big Thief auch noch ein starker Solo-Singer-Songwriter ist. Wie er jetzt auf seinem dritten Studioalbum Haunted Mountain erneut beweist.

Man nehme nur den gut fünfminütigen Titelsong: Wie Meek da seine Gitarre auf der Basis eines lockeren Countrypop-Grooves (inklusiver rootsig knödelnder Vocals) zu allerlei wundersamen Dingen anspornt – das muss sich hinter der Klasse eines anderen Virtuosen, des genialen Nels Cline von Wilco, kaum verstecken. Dazu ein herrlich sehnsüchtiger Songtext (“But now that I live here on this haunted mountain/I know I’m never coming down”), und fertig ist ein großartiger Americana-Track, dem aber so gar nichts C&W-Reaktionäres anhaftet.

Es sind Liebeslieder, die den Schwerpunkt von Haunted Mountain bilden (und manche davon, etwa Paradise oder The Rainbow, hätte man sich gut zur Untermalung des Kino-Meisterwerks Brokeback Mountain vorstellen können). Meek räumt ein, dass gute Liebeslieder schwierig zu schreiben seien. “Keine Trennungslieder, sondern ein echtes Liebeslied, das ernsthaft geschrieben ist? Das ist heute ein Tabu. Manchmal hat man das Gefühl, dass alle großen Liebeslieder bereits geschrieben wurden.” Er hat es versucht – und das mit einigem Erfolg, etwa in der herrlich versonnenen Ballade Secret Side.

Zumal die neuen Songs dort geschrieben wurden, wo “seine neue Liebe geboren wurde”, wie das neue Meek-Label 4AD verrät: an kalten Quellen in der Serra da Estrela in Portugal, auf dem versunkenen Vulkan von Milos auf den Kykladen, im Valle Onsernone in den Schweizer Alpen und in der Santa Monica Range, wo der ursprünglich texanische Musiker jetzt zu Hause ist. Das Ergebnis: Naturnähe und Romantik verschmelzen auf Haunted Mountain zu einem harmonischen Retro-Hörgenuss, bei dem man sich nicht selten an Seventies-Folkrock-Großwerke eines Neil Young (Where You’re Coming From mit tollem Fuzz-Solo) oder Jackson Browne (Lagrimas) erinnert fühlt.

Fünf Lieder hat der 36-Jährige mit der Countryfolk-, Blues- und Jazz-Musikerin Jolie Holland (The Be Good Tanyas) geschrieben, die er sehr schätzt: “Jolie ist eine Enzyklopädie der Literatur, Poesie und Musik, von den Klassikern bis zu den radikalsten, von Ritualen, Mythologie, Okkultismus, Revolution – und sie webt dieses Verständnis oft in ihre eigenen Lieder ein, indem sie menschliche Erfahrung mit Transzendenz verbindet, und immer mit einem großen Sinn für Schönheit.” Passt perfekt zu Meeks eigenem Songwriting auf Haunted Mountain. Feine Platte.

Buck Meek – Haunted Mountain
VÖ: 25. August 2023, 4AD
www.buckmeekmusic.com
www.facebook.com/buckmeeksongs

Buck Meek Tour:
22.08.23 Berlin, Kantine am Berghain

YouTube video

Werner Herpell

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