MADI DIAZ – Weird Faith


Foto-© Muriel Margaret

Is it gonna be okay
If you keep some things just for you
And I keep some things just for me?
Is it okay if we give each other almost everything?
Everything?

(Madi Diaz – Everything Almost)

Nicht ihr Debütalbum Skin and Bone Anfang der 2000er Jahre sollte die in Pennsylvania geborene Singer-Songwriterin Madi Diaz auf den Radar ihrer zukünftigen Fans und der – später begeisterten – Musikpresse manövrieren. Es war History of a Feeling aus dem Jahr 2021, das der 37-jährigen Musikerin alle wichtigen Türen öffnete: gemeinsame Shows mit Waxahatchee und Angel Olsen machten den Anfang, ehe kein Geringerer als Harry Styles Diaz einlud, Mitglied seiner Tournee-Band zu werden und in ausgewählten Städten sogar mir ihrer eigenen Musik die Konzerte zu eröffnen. Die aus History of a Feeling so lieb gewonnen Klänge und Arrangements aus warmen Akustikgitarren und fragilen wie zutiefst ehrlichen Texten finden ihren Weg nun auch auf die insgesamt zwölf Songs von Weird Faith – Diaz’ neues Studioalbum, das dieser Tage bei ANTI-Records erschienen ist.

Der mutige Sprung in eine neue Beziehung, diese berühmten drei Wörter, und das damit verbundene Risiko, sich so unverbesserlich verwundbar zu machen: das beschreibt die Kernaussage und die Gefühlswelten des neuen Albums wohl am besten. “Auf dieser Platte geht es um den Beginn der Liebe und darum, jedes Gefühl laut auszusprechen, wenn ich es fühle, im Guten wie im Schlechten, weil ich nicht anders kann.”, kommentiert Diaz im Pressetext zur Platte. Der Opener Same Risk spricht das Thema ohne Umwege und unverblümt direkt an: Sollen wir diese ersten Schritte in die Beziehung wirklich wagen? Trübt die rosarote Brille uns nicht doch zu sehr? Und überhaupt: endet es nicht sowieso immer im gleichen Desaster? Immer das gleiche Risiko? Musikalisch werden diese so Herz-beschwerenden Gedanken von einer leichten Akustikgitarren-Rhythmik getragen, die uns ein Stück weit ins 90er-Alternative-Radio zurückbefördert. Was wäre wenn? Wie sehe unsere zukünftige kleine Familie aus, wenn das Schicksal es gut mit uns meint und wir entgegen allen Unsicherheiten doch irgendwie alles bekommen, was wir uns wünschen? Everything Almost lässt weiter tief in Diaz Beziehungs- und Zukunftsängste blicken und erinnert dabei mit einer schwungvollen Instrumentierung an Phoebe Bridgers: “Is it gonna be ok if we really do this / Build a family, build a life”

Weird Faith ist aber auch mehr als nur eine Sammlung von Geschichten über die Liebe zwischen zwei Menschen. Diaz zoomt gerne ein Stück weit heraus und erkundet das Umfeld: Ex-Freund*innen der/des neuen Lovers hätten in einem Paralleluniversum bestimmt auch nette Bekannte werden können (Girlfriend). Kritische Selbstreflektion (Obsessive Thoughts), der Wunsch nach ungeschminkter Ehrlichkeit (Get To Know Me) und Sinnsuche mit Blick in den Sternenhimmel (God Person) finden ebenfalls ihren Platz auf einem Album, das ein Stück weit ein Selbstportrait von Diaz ist.

Madi Diaz – Weird Faith
VÖ: 9. Februar 2024, Anti- Records
www.madidiaz.com
www.facebook.com/MadiDiazMusic

YouTube video

Robert Heitmann

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