THE PERSIAN VERSION – Filmkritik


Foto-© SONY PICTURES ENTERTAINMENT INC. / SONY PICTURES CLASSICS

No one ever gave her the memo, that Muslem was supposed to be passive good girls.

(Leila – The Persian Version)

Leila (Layla Mohammadi) ist als junge Amerikanerin mit iranischen Wurzeln konstant gefangen zwischen mindestens zwei Welten, West und Ost, Tradition und Moderne und dazu noch der ganz normale Generationenkonflikt. Um so sorglos wie möglich in den Tag zu leben, wie es als amerikanisch-iranische, lesbische Filmschaffende in den 90ern in den USA eben möglich ist, hat sie sich dabei ein wenig von ihrer großen Familie entfremdet. Die Herzerkrankung ihres Vaters, bzw. die Chance auf Heilung, bringt nun eben diese Großfamilie (sie hat allein acht Brüder) wieder zusammen und dabei alte Konflikte und neue Erkenntnisse ans Tageslicht.

The Persian Version ist ebenso bunt, knallig und unkonventionell wie seine Protagonistin. Es wird munter zwischen verschiedenen Zeitebenen gesprungen, im Minutentakt neue Figuren eingefügt, der Blickwinkel bzw. die Protagonistin gewechselt und die vierte Wand eingebrochen und mit Texteinblendungen oder eben direkt über die Hauptdarstellerin mit dem Publikum kommuniziert. Ähnlich wie diese verzettelt sich der Film dabei jedoch immer mal wieder ein wenig und auch der Zuschauer wird maximal gefordert und tendenziell immer mal wieder ein wenig abgehängt. Über weite Strecken hilft dabei zunächst, dass er wie seine Protagonistin sympathisch und dynamisch daherkommt. Man ist schnell in ihre Geschichte involviert und will wissen, wie es für sie ausgeht bzw. dass es für sie gut ausgeht. Dabei hilft das neben vielen kulturellen Eigenheiten eben auch universelle Familien- und schlichte Lebensherausforderungen angesprochen werden. Am Ende suchen wir doch alle nach unserem Platz im Leben und möchten unsere Lieben verstehen und von ihnen verstanden werden. Negativ ausgedrückt wird schon bei jedem irgendwas von den vielen Themen, die einem um die Ohren geworfen werden, hängen bleiben; positiv ausgedrückt wird die gesamte Klaviatur des Menschseins bedient. Allen sehr ernsten Themen zum trotz kommt der Film dabei sehr locker und vor allem an vielen Stellen komisch daher.

Obgleich aktuell kaum ein Monat vergeht, an dem einem im Kino neue „Must See“-Einblicke in das Leben einer spezifischen Ethnie in den USA geboten wird, lohnt sich in Summe auch die persische Version dieser Geschichte. Nach den 107 Minuten wird zwar jeder ein wenig platt sein, sich aber dennoch zu dem einen oder anderen Aspekt des Films tiefere Einblicke wünschen. Diese Ambivalenz brandmarkt den Film zwar als alles andere als perfekt, aber eben dennoch sehr sehenswert.

The Persian Version (USA 2023)
Regie: Maryam Keshavarz
Besetzung: Layla Mohammadi, Niousha Noor, Bijan Daneshmand, Bella Warda, Chiara Stella, Tom Byrne
Kinostart: 14. März 2024, Sony Pictures

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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