THE FALL GUY – Filmkritik


Foto-© Universal Studios. All Rights Reserved.

I’m not the hero of this story. I’m just a stunt guy.

(Colt Seavers – The Fall Guy)

Colt Seavers (Ryan Gosling) ist ein versierter Stuntman. Die Arbeit fordert aber allmählich ihren Tribut von seinem Körper. Nach einem lebensgefährlichen Unfall bei einem Dreh beschließt er, sich aus dem Filmgeschäft zurückzuziehen. Als die Produzentin Gail (Hannah Waddingham) anruft und ihn zu einer Rückkehr überreden will, lehnt er zunächst ab – zu groß ist die Angst. Doch am Ende lässt er sich breitschlagen – hauptsächlich, weil die Regisseurin seine Ex-Freundin Jody Moreno (Emily Blunt) ist, die er zurückgewinnen will. Als der Star des Films, Tom Ryder (Aaron Taylor-Johnson), verschwindet, wird Colt damit beauftragt, ihn zu finden, denn ansonsten stoppt das Studio die Produktion, was ein Desaster für Jody wäre. Die Mission entpuppt sich als gefährlicher, als Colt dachte – und plötzlich befindet er sich in seinem eigenen Actionfilm und erhält zum ersten Mal die Chance, mehr zu sein als nur der „Typ für die Stunts“.

Ein ehemaliger Stuntman (David Leitch) als Regisseur, Ryan Gosling und Emily Blunt in den Hauptrollen und ein Drehbuch von Drew Pearce, der auch schon Iron Man 3, Mission Impossible – Rogue Nation und Hobbs & Shaw geschrieben hat; bei der Kombination ist ein Kassenschlager eigentlich so gut wie sicher. The Fall Guy basiert auf der Fernsehserie Ein Colt für alle Fälle aus den 80ern, in der ein Stuntman nebenbei als Kopfgeldjäger arbeitet, und ist als Liebesbrief an die unterschätzten Helden des Kinos gedacht: Die Stuntmenschen und Doubles, die jeden Tag am Set ihr Leben für einen guten Film riskieren. Dabei ist der Film kurzweilig und unterhaltsam und hat in Hannah Waddingham eine sehr gute Antagonistin, die mit fast Jim-Carrey-hafter Mimik sowohl ernsthaft und charismatisch als auch wunderbar überdreht sein kann. Dem Thema angemessen, sind auch die Stunts gut durchdacht und inszeniert; bei den Dreharbeiten wurde sogar der Weltrekord für die meisten Autoüberschläge gebrochen und teilweise mit innovativen Effekten gearbeitet, die besonders bei einem stylisch-psychedelischen Bar-Fight überzeugen. Größtenteils wurde aber auf CGI verzichtet, um den Wert der Stuntarbeit hervorzuheben.

Der Film hat also ehrenvolle Absichten, dafür fallen aber einige der Gags leider recht flach aus. Gosling und Blunt retten zwar viel mit ihrem Charme, dennoch sind die Love Story und der Humor die größten Minuspunkte des Films. Manche Witze zünden einfach nicht, weil es sich um den eher Marvel-typischen, bemüht ironisch-distanzierten Sarkasmus und Metahumor handelt, der sich mittlerweile einfach etwas totgelaufen hat und teilweise potenziell tiefsinnige Momente unterläuft oder einen aus der Immersion rausreißt. Und die Liebesgeschichte wirkt unnötig kompliziert; es werden so viele Hindernisse in den Weg des Paares geworfen, um die Spannung und Dramatik aufrechtzuerhalten, dass man sich irgendwann fragt, warum eigentlich ausgerechnet diese beiden zusammen sein wollen. Wenn man sich auf die Filmlogik einlässt und sich entspannt im Kinosessel zurücklehnen kann, bietet The Fall Guy aber immer noch durchaus unterhaltsames Popcorn-Kino.

The Fall Guy (USA 2024)
Regie: David Leitch
Darsteller: Ryan Gosling, Emily Blunt, Aaron Taylor-Johnson, Winston Duke, Hannah Waddingham, Stephanie Hsu
Kinostart: 30. April 2024, Universal Pictures International Germany

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Tamara Plempe

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