THE END WE START FROM – Filmkritik


Foto-© Universal Pictures Germany

What you miss doesn’t exist.

(Woman – The End We Start From)

Während England im Zuge einer Umweltkatastrophe im Regen versinkt, bekommt eine junge Frau ihr Kind. Nach der gemeinsamen Flucht der kleinen Familie aufs Land folgt ihr verzweifelter Versuch, ein zu Hause, ihr zu Hause, zu finde.

Regisseurin Mahalia Belos Kinodebüt beschreibt zu gleichen Teilen die Apokalypse und das Wunder Mutter zu werden. Beides so lebensnah, realistisch und intensiv als würde man es selbst erleben. Wobei die Unmöglichkeit und absolute Realität von beidem, besonders von beidem gleichzeitig, einem mit voller Wucht ins Gesicht schlägt. Die Kamera ist dabei, ebenfalls bei beidem, so nah und intim bei der Mutter, dass man oft nicht viel von dem mitbekommen, was drumherum passiert. Ebenso dabei, wie viele die ersten Tage nach der Geburt eines Kindes erleben. Somit scheint die Katastrophe ein Stück weit nur Parabel auf das Elternwerden zu sein, ein Gedankenspiel, auf das man sich als Zuschauer einlassen kann, aber nicht muss. Der Intimität der Geschichte geschuldet ist, dass man entweder in ihr versinkt oder sich ein wenig außen vorgelassen fühlt. Ebenso hat der Zuschauer analog der Mutter wenig Informationen über die Zustände im Land und der Welt. Neben ihr lernen wir noch den liebevollen Vater sowie dessen Eltern, vor allem seinen Vater gespielt von Mark Strong, kennen. Hier, wie auch später in einer kleinen Kommune, erleben wir kurze Momente der Geborgenheit. Bis auf wenige solcher Momente ist der Film streckenweise sehr düster und einzig das heranwachsende Baby, naturgemäß ignorant gegenüber der Gesamtsituation, lächelt den Zuschauer an und erfreut sich des Lebens.

In Summe ist The End We Start From ein eher deprimierender Film, der jedoch immer wieder Hoffnung durchschimmern lässt. Ebenso auf der Habenseite ist, dass nahezu alle Klischees ignoriert werden und man sich fast komplett der gewohnten Filmlogik und Stereotypen entzieht. Damit ist der Film inhaltlich, genauso wie inszenatorisch erfrischend anders. Dadurch ist es einerseits schade, dass er zumindest zum Ende hin dann doch gewohnten Konventionen folgt, andererseits steht der Widerspruch so stark zum Rest, dass es dennoch überrascht. Wenn auch nicht so deprimierend wie zum Beispiel ein The Road, dennoch nur Interessierten zu empfehlen, die sowohl der real drohenden Klima-Apokalypse wie auch dem Kinderkriegen gefestigt und mutig entgegentreten wollen und können.

The End We Start From (UK 2023)
Regie: Mahalia Belo
Darsteller: Jodie Comer, Joel Fry, Mark Strong, Benedict Cumberbatch
Kinostart: 30. Mai 2024, Universal Pictures Germany

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Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

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