I don’t wanna push you away
But distance speaks in volumes
And I’m only just okay
Build me something better, and I’ll
I don’t wanna tell you that we’re not the same
But I’m hanging on the weather
That surrounds you all damn day
Picking up whatever you make
And glue it back together when it breaks
Will you build me something better, babe?
I broke you a little yesterday
You think we’re on a level where something here is safe
Well, I’ll tell you something better, babe
I’m out here on a different wave
And when my head goes under, I still break
And I don’t know what to leave or what to save
(Sophie Jamieson – I Don’t Know What To Save)
In einer Welt der selbstbewussten, manchmal nervigen Eigenpromotion (oder konkreter: Selbstbeweihräucherung) in den sogenannten sozialen Netzwerken lässt ein Facebook-Post, wie ihn kürzlich die in London lebende Singer-Songwriterin Sophie Jamieson veröffentlichte, aufhorchen: „It’s a strange week for me. In some ways, I feel I’ve collapsed before the finish line. I think I’m meant to be posting lots and ‚promoting‘ but I’ve kind of lost the drive to do so. So I’m just politely saying to you now, I made a piece of work that took 4 years of life, learning, effort and obsessive attention to detail, and I hope that someday some of you may grace it with your ears.“
Jamieson gehört also offensichtlich zu den Stillen im Lande Pop, wohl auch zu den Zweifelnden, die dem PR-Zirkus um eine neue Platte nicht viel abgewinnen können. Und diese Sensibilität hört man ihrer Musik auf dem zweiten Album I Still Want To Share auf wunderschöne Weise an. Die oft leise beginnenden, gelegentlich in schwelgerische Arrangements ausbrechenden Jamieson-Lieder zwischen Brit-Folk und Laurel-Canyon-Pop sind am Anfang eines Jahres voller (gerade auch politischer) Ungewissheiten Seelenbalsam für all jene, die mit bangen Gefühlen auf dieses ominöse 2025 blicken.
Elf Songs gibt’s zu hören, die eine starke, ins Hymnische driftende Stimme in den Mittelpunkt stellen, um die herum der Grammy-Preisträger-Produzent Guy Massey eine erhabene Klangarchitektur gebaut hat. Schon der Opener Camera nimmt mit einem Arrangement, das epische Strings neben eine grungy knurrende E-Gitarre stellt, komplett gefangen. Hier – und später auch mit Your Love Is A Mirror – erinnert Sophie Jamieson an die US-Kollegin Cassandra Jenkins auf ihrem sensationellen zweiten Album My Light, My Destroyer, das Ende 2024 in vielen Jahresbestenlisten von Fans und Kritikern auftauchte. Oder an Natalie Mering alias Weyes Blood.
Vista nimmt sich noch mehr Zeit mit seiner bezaubernden Verbindung von delikaten Lead- und Chor-Vocals mit akustischen Gitarren und flirrenden Vibraphon-Sternschnuppen. I Don’t Know What To Save ist dann fast schon extrovertierter Folkrock, mit einem treibenden Beat, über dem aber ganz selbstverständlich Jamiesons tolle Alt-Stimme schwebt. „Ich trug die Last meiner Bindung an eine Person und all den Schmerz, der mit ihr verbunden war, aber hier kam ein Ausbruch, ein Energieschub und ein Hoffnungsschimmer“, sagt die Musikerin über das vielleicht beste Lied ihres Albums.
Nicht alles, was folgt, ist so zwingend wie die ersten drei Songs – manchmal wünscht man sich etwas weniger ätherische Innerlichkeit. Aber für einige Gänsehaut-Momente sorgt dieses Album auch danach noch mehrfach. „Es gibt viele warme Herbstfarben und dann noch glitzerndere, dunkle Sternenhimmel. Irgendwie passt alles zusammen, um einige Dinge zu veranschaulichen, von denen ich nicht wusste, dass ich sie auf diese Weise ausdrücken muss“, so Jamieson zusammenfassend über ihr Zweitwerk I Still Want To Share. Fazit: Trotz allem suchen wir immer noch nach Liebe – und wollen immer noch teilen. Ein gutes Motto für 2025.
Sophie Jamieson – I Still Want To Share
VÖ: 17. Januar 2025, Bella Union
www.sophiejamieson.com
www.facebook.com/sophiejamiesonmusic
