MADS – Filmkritik

Romain, du benimmst dich komisch.

(Julia – MadS)

Ein lauer Abend im August einer französischen Vorstadt, Romain (Milton Riche) besorgt noch schnell ein paar Drogen für den Partyabend als eine bandagierte Frau aus dem Wald stürmt und blutüberströmt zunächst die Sitze des teuren Sportwagens seines Vaters und vermutlich auch den Abend, wenn nicht sein Leben, versaut. Die Frau spricht nicht, kann scheinbar nicht mehr sprechen Ein Tonbandgerät, das sie dabei hat, beinhaltet jedoch die Dokumentation eines Experiments, das an ihr sowie mit ihr verübt worden ist. Halb in Trance will Romain nach dieser Begegnung eigentlich für sich sein, geht aber dann doch mit seiner Freundin auf die Party. Ob es an den Drogen oder vielleicht doch an irgendwas, das er sich bei der Frau eingefangen hat, liegt, weiß er nicht, aber wie ein normaler Rausch fühlt sich das nicht an. Zusehends verliert er sich im Rausch, in der Nacht und dann kommen plötzlich grelle Lichter von überall her und die Hölle bricht los.

MadS ist ein beeindruckender, mitreißender Rausch aus Form, Farbe und Ton und inszeniert dabei filmisch genau das, was er vermitteln will. Inhaltlich ein wenig wie 28 Days Later, modern, jung und frisch wie Talk to Me und dabei ganz eigen und sehr französisch. Das Mittel der Wahl von Regisseur David Moreau ist dabei ebenso passend wie ambitioniert und ökonomisch: Der One Take. Die kompletten 89 Minuten wurden in nur einem langen „Tracking Shot“ ohne Pausen gedreht und schon beim fünften Take war das Ding im Kasten. Damit einher gehen verständlicherweise ein paar etwas irritierenden Längen, wenn Szenen gestreckt werden, da im Hintergrund vermutlich Vorbereitung für das nächste Set-Piece laufen. Ebenso muss man ein paar nicht ganz überzeugende Effekte in Kauf nehmen. Beeindruckend ist das Geschaffene dennoch, vor allem wenn mehrfach fließend zwischen den Figuren gewechselt wird. Die kritisierten Längen fungieren dabei, mindestens bei der ersten Sichtung, als willkommene Verschnaufpause. Denn so mitreißend der Film ist, ebenso stressig und mit zunehmendem Verlauf auch unangenehm ist das Gezeigte. Auch wenn die Szenen dabei alles andere als ruhig sind, die Kamera ist es dankenswerterweise größtenteils schon. Wer also Angst vor dem notorischen Einsatz der „Shakycam“ hat, die oft Realismus suggerieren und fehlendes Budget verstecken soll, muss hier keine Angst haben, zumindest nicht vor der Kamera.

Der französische Film demonstriert hier wieder einmal, wie wunderbar überraschend Horrorfilme sein können, wenn man Konventionen bricht. Dass ausgerechnet im Zombiegenre wieder einmal derart innoviert wird, erwartet mittlerweile eigentlich kaum jemand und dennoch schafft Moreau hier genau das. Einen Film, der dieses Subgenre ebenso auf den Kopf stellt wie es zuletzt Talk to Me mit Geisterbeschwörungen und einst 28 Days Later im gleichen Subgenre getan haben. Anders als diese jedoch noch etwas weiter weg vom Mainstream, was euch jedoch absolut nicht abhalten sollte. Und nebenbei noch die nach wie vor wichtige Botschaft: „Don’t do Drugs!“

MadS (FR 2024)
Regie: David Moreau
Darsteller: Lucille Guillaume, Laurie Pavy, Milton Riche, Lewkowksi Yovel
Heimkino-VÖ: 24. April 2025, Capelight Pictures

YouTube Video

Malte Triesch

Malte wuchs im idyllischen Lilienthal, direkt an der Grenze zu Bremen, der schönsten Stadt im Norden Deutschlands, auf. Seine frühesten Film-Erinnerungen ist, auf dem Schulhof in der neusten TV Movie alles anzustreichen was gesehen und aufgenommen werden muss. Da die Auswahl an Horrorfilmen hier doch recht be- oder zumindest stark geschnitten war entdeckte er Videotheken für sich bzw. seine Mutter, da man diese ja erst ab 18 betreten durfte. Wenn er nicht gerade Filmreviews schreibt ist er wahrscheinlich im (Heim-)Kino oder vor dem Mikrophon für den OV Sneak Podcasts, SneakyMonday.

Mehr erfahren →