Foto-© Charlotte Krusche
Wait
Are we gonna change?
Are we gonna make the Great Escape?
Say, words are gonna fail
Are we gonna let the heart translate?
How bizarre and how beautiful we are
I can′t give up on us
We’ve come too far
We are dreaming
We′ll be melting all the guards
Oh-oh, da-da-da-da
What seems lost is just a million miles apart
Oh-oh, da-da-da-da
You came through a star
(CATT – You Came Through A Star)
Man könnte den Fehler machen, die Musik von Catharina Schorling aka CATT recht oberflächlich als „zauberhaft“ oder „herzerwärmend“ oder, wenn man es wirklich nicht gut mit ihr meint, als „harmlos“ zu beschreiben. Wie gesagt, es wäre ein Fehler, der vielleicht mit der hellen, fröhlichen, optimistischen Ausstrahlung dieser Künstlerin in Interviews und auf der Bühne zu tun hat, auch mit ihrer konsequenten Weigerung, die oft spürbare Melancholie der komplett selbstgeschriebenen Lieder in brütende Schwermut und schlechte Laune umkippen zu lassen.
Dass CATT zu den größten Musiktalenten in und aus Deutschland gehört, wird mit ihrem dritten Album A Different Life immer klarer. Wie die vor rund 30 Jahren auf dem Land in Niedersachsen geborene und aufgewachsene Singer-Songwriterin in den elf neuen, durchgehend englisch getexteten Liedern prächtige Folk- und Pianopop-Melodien, eine teils opulente Studioproduktion und ihre schöne, variable Stimme zu einem charmesprühenden Gesamtpaket verknüpft, das hat einfach Klasse – und auch mehr Tiefe, als man zunächst wahrnimmt.
Besonders gelungen sind die Streicher- und Bläsersätze – letztere hat Schorling wie immer auf ihren Alben gleich selbst übernommen. In dieser Hinsicht sind etwa Behave Human oder der Titelsong funkelnde Juwelen der Arrangement-Kunst. Da werden Erinnerungen an den Laurel-Canyon-Sound der 60er- und 70er-Jahre wach, an Joni Mitchell, Carole King oder Carly Simon. Und das ist wohl kein Zufall.
„Ich war Anfang letzten Jahres für einen Monat in Kalifornien und bin herumgereist“, erzählte CATT kürzlich im Gespräch mit dem geschätzten Kollegen Ullrich Maurer. „Ich hatte aber extra gesagt, dass das keine berufliche Reise sein sollte. Ich war einfach nur dort, um Dinge zu entdecken und habe auch wirklich wunderschöne Begegnungen gehabt. Als ich danach zurück nach Deutschland kam, hat sich alles irgendwie ganz poetisch angefühlt – weil ich mit den tiefen und sonnigen und irgendwie lebensbejahenden Augen von dort auf die Dinge geschaut habe. Als ich dann in meinem Wohnzimmer zu Hause am Klavier saß, floss es einfach aus mir heraus, und ich hatte das Gefühl, dass sich da von selbst Geschichten erzählten.“
Diese sonnige Leichtigkeit kalifornischen Ursprungs ist in Liedern wie dem Opener Nothing Changes (mit dem Songtitel direkt anknüpfend beim zweiten CATT-Album Change von 2023) oder You Came Through A Star zu spüren, die sich irgendwann in hymnische Höhen hochschrauben, ohne klischeehaft im Powerballaden-Sumpf zu versinken. Und ja, diese Musikerin ist ganz bewusst eine, die Zuversicht vermitteln will, beispielsweise durch fröhliche Uptempo-Songs wie Jungle Of Abundance und Mirror. Selbst If It’s A Blues That’s Okay (erinnert melodisch ein wenig an Elton Johns 1983er Hit I Guess That’s Why They Call It The Blues) wirkt eher aufmunternd als „bluesig“.
Schorling bestätigt im Interview: „Das, was ich in diese Lieder bringen wollte, ist das Herz, aber auch Optimismus – weil ich so viel Resignation in der Welt sehe und das Gefühl habe, dass das, was ich geben kann, meine optimistische Sicht auf die Dinge ist, und der Glaube daran, dass jeder auf seine Art und Weise eine Stimme beizutragen hat für eine kollektive Veränderung – die wir ja auch nur kollektiv erreichen können.“
Eingespielt hat CATT ihre Ode an eine bessere gemeinsame Zukunft („Für mich bedeutet Musik im Moment einen direkten Zugang zur Freude und dazu, dass Dinge fließen können. Ich habe im Moment, – wo wir immer wieder in Konflikten stehen – das Gefühl, dass Musik Dinge bewegen kann.“) zusammen mit ihrer bewährten Studio-und Live-Band: Co-Produzent Birk Buttchereyt an Gitarren und Bass, Michèl M. Almeida am Schlagzeug, Paul Rundel an Bass und Geige, ergänzt um einige „additional appearances“ etwa an den Streichinstrumenten.
Zurück zum noch etwas skeptischen Einstieg in diese Review: Es wäre auch jetzt wieder leicht, A Different Life als zu blauäugig oder zu eskapistisch für unsere düsteren Zeiten zu verunglimpfen. Aber verdammt nochmal, der erhabene, edle Wohlklang von CATT tut doch so gut.
CATT – A Different Life
VÖ: 23. Mai 2025, Wild Heart Music
www.catt-music.com
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