Foto-© Furmaan Ahmed
The train departs
On a buck and wing
Toward the end of your suffering
Packed for fourteen
Only needed two
Days pursuing still, their haunting
A kiss on the forehead
You say, „I don’t want to go“
The years of my life now
You’ll never know
Crying the neck
The curfew bell
The eddying tide
The boat untethered
Howls to the harbour
And all the words leave me
Go on you there to
The ever and after
(Patrick Wolf – The Curfew Bell)
Sucht, Krisen, Bankrott – aber irgendwann dann doch Genesung und die Rückkehr zum Wesentlichen, zum gesunden Leben, zur Kunst. Patrick Wolf war so ein typischer Frühstarter, der seinem verschwenderischen Talent und den „Begleitumständen“ seit den frühen 2010ern mit einer elf Jahre währenden Kreativpause Tribut zollen musste. Jetzt ist er, nach der noch vorsichtig tastenden EP The Night Safari von 2023, mit einem vollwertigen Studioalbum zurück. Crying The Neck ist kein Sensations-Comeback wie zuletzt das von Stereolab oder Pulp, aber ein sehr respektables.
Der englische Sänger und Geiger habe schon mit zarten elf Jahren daheim in der Region Kent musikalisch zu experimentieren begonnen, schreibt das Online-Magazin Allmusic – und fährt genüsslich fort: „Während seine Altersgenossen die Unbeschwertheit der Jugend erkundeten, beschäftigte sich der frühreife Teenager mit Vier-Spur-Aufnahmen und baute sich schließlich ein ganzes Arsenal an Instrumenten auf, darunter Orgeln aus dem Trödelladen und ein selbstgebautes Theremin.“
Das war vor rund 30 Jahren, und obwohl Wolf mit sechs Alben seit 2003 stets Erfolg bei Kritikern hatte, blieb der ganz große Durchbruch aus. Auch Crying The Neck ist dafür wohl zu verspielt und „arty“, obwohl Patrick Wolf (jetzt fast 42) im Duett Limbo mit Zola Jesus und im treibenden Dies Irae durchaus Hitpotenzial nachweist. Sein Bariton ist immer noch spektakulär – nein, sogar noch besser als früher, weil edel gereift. Und seine Violine klingt inmitten der elektronischen Arrangements wunderbar ätherisch, ergänzt um erhabene Piano-Parts und Streichersätze (The Curfew Bell, Foreland).
Das siebte Album von Patrick Wolf ist eine opulente Hommage an den englischen Folk – und damit eine Art Rückkehr zu den eigenen Wurzeln. Beispielsweise mit dem Opener Reculver, einem Song, den er schon mit 16 in Kent zu schreiben begonnen hatte. Der Prozess, nun wieder in dieser vertrauten Umgebung zu arbeiten, „brachte Wolf zurück auf Techniken und Werkzeuge, zu denen er sich schon zu Beginn seiner Karriere hingezogen gefühlt hatte – darunter Viola, Appalachian Dulcimer, Bariton-Ukulele, Kantale und der Atari, den er einst als Programmierer verwendete“, schreibt sein Label Apport.
„Let’s go really into all the things I’ve returned to with my hands and use the muscle memory to develop my craft”, sagt der trotz aller Probleme fabelhaft (also praktisch gar nicht) gealterte Musiker. Die Entschlossenheit, seine Kunst aus der eigenen Tradition weiterzuentwickeln, lässt Crying The Neck hin und wieder ein wenig verkrampft wirken. Insgesamt aber ist dies ein wirklich schönes, hochwertiges Artpop/Folk-Album. Welcome back, Patrick Wolf!
Patrick Wolf – Crying The Neck
VÖ: 13. Juni 2026, Apport
www.patrickwolf.com
www.facebook.com/patrickwolf
